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Ich und die Sonderschule im Rückblick

Das ist völlig normal, wenn es um die Einschulung geht.

Als ich mit ca. 10 Jahren auf die weiterführende Schule gehen sollte, konnte ich mich zwischen 2 verschiedenen entscheiden. In einer davon war eine Sonderschule integriert (stand fett über der Tür). Obwohl meine Eltern selbst regelmäßig mit beeinträchtigten Menschen beruflich zu tun hatten, wollte ich partout nicht auf diese besagte Schule; die Eltern waren verständlicherweise über meinen Grund entsetzt, akzeptierten aber meine kindlichen Vorbehalte/Ängste (ich glaube, es war ein diffuses Gefühl des Ekels, aber so genau erinnere ich mich nicht mehr).

Ist das nun verachtenswert und schlimm? Zeitweise sah ich das als Erwachsener später im Rückblick so, ich schämte mich für meine kindliche Einstellung. Natürlich ist das unsinnig, denn ich war ein kleiner, dummer Junge. Trotz allem oder gerade deshalb war es eine selbstverantwortliche Entscheidung, die mir meine Eltern bewusst überließen und welche für mich - und sei es allein deshalb, weil sie letztlich so krass falsch war - eine prägende Erfahrung darstellt(e).

Gruß
Phil
 
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Ist das nun verachtenswert und schlimm?

Mitnichten verachtenswert, aber Sie hatten ein Problem, eben jenes, das auch unsere lieben Wutbürger haben, nämlich Ängste, von denen Sie sich beherrschen lassen.

In einer davon war eine Sonderschule integriert (stand fett über der Tür).

Das hätte ich zu gerne gesehen. Die Schule in der Schule, toll!

Was spricht für, was gegen die Inklusion? Wollen wir Behinderungen und Sonderbegabungen aus der Gesellschaft ausschließen oder den Umgang damit erlernen? Sollen Steuergelder sinnlos verschwendet werden oder macht es eher Sinn, einige zusätzliche Fachkräfte zur Betreuung von Inklusionsklassen einzustellen?

Gott zum Gruße!
 
Mitnichten verachtenswert, aber Sie hatten ein Problem, eben jenes, das auch unsere lieben Wutbürger haben, nämlich Ängste, von denen Sie sich beherrschen lassen.

Damals war ich noch kein "Sie". Auch heute bin ich das nur gezwungenermaßen.

Was spricht für, was gegen die Inklusion?

Das Hauptproblem der "Inklusion" (siehe auch Video - Link - oben): Was genau ist damit gemeint?

Wollen wir Behinderungen und Sonderbegabungen aus der Gesellschaft ausschließen oder den Umgang damit erlernen?

Die Frage ist künstlich und stellt sich faktisch gar nicht. Schon heute werden "Behinderungen und Sonderbegabungen" nicht ausgeschlossen, sondern spezifisch integriert (auch hier wieder ein Verweis auf das verlinkte Video, wo das ausführlich erklärt wird).

Wenn Menschen mit Handicaps allein auf Grund ihrer Handicaps "inkludiert" und damit generalisiert werden, führt das womöglich zur Nivellierung ihrer (und letztlich aller) individueller Verschiedenheiten. Statt der beabsichtigten Angleichung individueller Möglichkeiten bzw. der Reduktion von Unterschieden wird genau das Gegenteil erreicht: Verstärkte Selektion anstatt differenzierter Allokation und also ein Übersehen von förderbedürftigen Menschen in der egalisierten Masse.

Gruß
Phil
 
Zuletzt bearbeitet:
Damals war ich noch kein "Sie". Auch heute bin ich das nur gezwungenermaßen.

Ich sprach nicht davon, was Sie waren, sondern was Sie hatten, nämlich Ängste.

Das Hauptproblem der "Inklusion" (siehe auch Video - Link - oben): Was genau ist damit gemeint?

Im Lateinischen bedeutet 'inclusio' in der Grundbedeutung 'Einsperrung', 'Einschließung' und Sie werden sich denken können, daß damit nicht die Einsperrung der Kinder in gesonderte Räume gemeint ist. Was genau mit Inklusion im schulischen Bereich gemeint ist definiert Andrea Schöb nachlesbar unter folgendem Link.


(http://www.inklusion-schule.info/inklusion/definition-inklusion.html)


Andrea Schöb definiert die Inklusion als einen soziologischen Begriff, mit dem ein schlichtes Konzept begriffen wird, nämlich »eine Gesellschaft, in der jeder Mensch akzeptiert wird und gleichberechtigt und selbstbestimmt an dieser teilhaben kann – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Herkunft, von Religionszugehörigkeit oder Bildung, von eventuellen Behinderungen oder sonstigen individuellen Merkmalen.«

(http://www.inklusion-schule.info/inklusion/definition-inklusion.html)

Die Frage ist künstlich und stellt sich faktisch gar nicht.

Doch, weil diese Frage eine politische Frage ist, nämlich die Frage, in welcher Gesellschaft Menschen leben wollen, in einer ausschließenden oder in einer einschließenden.

führt das womöglich zur Nivellierung ihrer (und letztlich aller) individueller Verschiedenheiten.

Das sind Ihre Befürchtungen. Dafür gibt es eine exclusive Lösung. Schicken Sie Ihre Kinder auf eine Ihnen genehme Privatschule und zahlen Sie das bitte aus Ihrer eigenen Tasche.

Statt der beabsichtigten Angleichung individueller Möglichkeiten bzw. der Reduktion von Unterschieden wird genau das Gegenteil erreicht: Verstärkte Selektion anstatt differenzierter Allokation und also ein Übersehen von förderbedürftigen Menschen in der egalisierten Masse.

Belegen Sie das bitte.

Grüß Gott!
 
Ich sprach nicht davon, was Sie waren, sondern was Sie hatten, nämlich Ängste.

Das schrieb ich doch selbst?!

Im Lateinischen bedeutet 'inclusio' in der Grundbedeutung 'Einsperrung', 'Einschließung' und Sie werden sich denken können, daß damit nicht die Einsperrung der Kinder in gesonderte Räume gemeint ist. Was genau mit Inklusion im schulischen Bereich gemeint ist definiert Andrea Schöb nachlesbar unter folgendem Link.

Der Link (bzw. dein Zitat) definiert nicht "Inklusion", sondern rezitiert allgemeine Grundsätze jeder liberalen Gesellschaftsordnung.

Interessant für die Pädagogik/Schule ist erst dieser Abschnitt:

"Die inklusive Pädagogik beschreibt einen Ansatz, der im Wesentlichen auf der Wertschätzung der Vielfalt beruht. In einem inklusiven Bildungssystem lernen Menschen mit und ohne Behinderungen von Anfang an gemeinsam. Homogene und damit separierende Lerngruppen werden nicht gebildert. Von der Kindertagesstätte über die Schulen und Hochschulen bis hin zu Einrichtungen der Weiterbildung wird niemand aufgrund einer Behinderung vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen. Vielmehr ist es die Aufgabe des Bildungssystems, durch Bereitstellen von speziellen Mitteln und Methoden einzelne Lernende besonders zu unterstützen und zu fördern. Nicht das Individuum muss sich also an ein bestimmtes System anpassen, sondern das System muss umgekehrt die Bedürfnisse aller Lernenden berücksichtigen und sich gegebenenfalls anpassen."

"Wertschätzung der Vielfalt" wird mit "von Anfang an gemeinsam [lernen]" als Bedingung verbunden. Die Bildung homogener Lerngruppen wird somit moralisch hieraus abgeleitet, wobei Homogenität vom Bedeutungsgehalt automatisch auf "Behinderung" vs. "Nicht-Behinderung" reduziert wird. Das ist genau die Art von Gleichschaltung individueller Unterschiede, die ich oben bemängelte. Nicht nur wird nicht zwischen Behinderungen differenziert, es wird die Behinderung sogar zusätzlich stigmatisiert und einer dabei konstruierten Normgruppe gegenüber gestellt: Kategorie/Etikett "behindert" und "nicht-behindert".

Ist das die "Wertschätzung der Vielfalt", von der die Autorin spricht?

Es wird hinten raus nicht besser. So wird angemahnt, dass niemand "vom allgemeinen Bildungssystem ausgeschlossen" werden dürfe. Nun ist der Trick vollendet: Es erscheint so, als sei das gemeinsame Lernen und der Ausschluss vom "allgemeinen Bildungssystem" notwendig aufeinander bezogen. Tatsächlich sind Sonderschulen natürlich Teil des "allgemeinen Bildungssystems". Wiederum ist der paradoxe Effekt gegeben, dass eine solche Darstellung die derzeitige Lage als moralisch fragwürdig (verzerrt/vereinfacht) darstellt, so dass professionelle Einrichtungen für benachteiligte Menschen als Anstalten der Aussonderung erscheinen. Das ist unredlich und unfair gegenüber all jenen, die diese besuchen und die dort tagtäglich arbeiten.

Der letzte Satz (Appell) ist schließlich Resultat der zuvor konstruierten verengten Perspektive, die man freilich jederzeit beliebig ändern bzw. der komplexen Realität angemessen justieren könnte, sofern man denn wollte.

Doch, weil diese Frage eine politische Frage ist, nämlich die Frage, in welcher Gesellschaft Menschen leben wollen, in einer ausschließenden oder in einer einschließenden.

Wie gesagt: Diese Frage beruht auf einer künstlichen schwarz/weiß-Malerei; eine vorgespiegelte Wahl zwischen Zwieback und Knäckebrot, während die vielfältig gedeckte Tafel direkt vor der Nase steht.

Das sind Ihre Befürchtungen. Dafür gibt es eine exclusive Lösung. Schicken Sie Ihre Kinder auf eine Ihnen genehme Privatschule und zahlen Sie das bitte aus Ihrer eigenen Tasche.

Dieses Klientel (Bildungsbürgertum) bedienen zuverlässig unsere Reformschulen. Dort wird seit jeher gutes Geld für "interessanten" Unterricht in zuverlässig homogenem Umfeld gezahlt. Und mit "homogen" ist hierbei die Gleichheit der soziale Schichtung (solider Mittelstand) und somit der eigentliche Begriffsgehalt angesprochen - in vielen Regelschulen herrscht demgegenüber Heterogenität vor.

Gruß
Phil
 
Zuletzt bearbeitet:
Der Link (bzw. dein Zitat) definiert nicht "Inklusion"

Ein Link ist keine Definition und die von mir zitierte Andrea Schöb grenzt das mit dem Begriff der Inklusion soziologisch Gemeinte unmißverständlich ab und genau das wird von einer brauchbaren Definition verlangt. Mängel in der Definition wären von Ihnen aufzuzeigen und zu belegen.

"Wertschätzung der Vielfalt" wird mit "von Anfang an gemeinsam [lernen]" als Bedingung verbunden.

Das ist der Sinn einer Gemeinschaft.

Die Bildung homogener Lerngruppen wird somit moralisch hieraus abgeleitet, wobei Homogenität vom Bedeutungsgehalt automatisch auf "Behinderung" vs. "Nicht-Behinderung" reduziert wird.

Das steht im Gegensatz zu

Homogene und damit separierende Lerngruppen werden nicht gebildert.

Gibt es einen Link dazu?


Dann aber bitte argumentierend.

Grüß Gott!
 
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Bem. auf Grund subjektiver und objektiver Beobachtung, verwundert
es mich nicht sonderlich, dass du die Sonderschule besuchen musstest. :rolleyes:
und ich denke, diese Sonderschule hätte ich besuchen sollen, denn dann würde ich nicht - trotz meiner akademischen Titel - nicht so voller Unverständnis vor und in der Welt stehen.
Außerdem, der Text von Paranormo ist besser als so manches, was ich von sog. “Gutachtern“ in die Hand bekommen habe. Eine Geschichte gut fassbar und ohne akademische Ausschweife erzählt. Wer das nicht bewerten kann, gehört zur Nachbesserung in die Sonderschule.
 
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