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Habemus Ratzinger

Elihu

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25. März 2005
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17
Wenn man jetzt vergleicht, was (in verschiedenen Medien auch veröffentlicht) die Anliegen von katholischen Christen an den neuen Papst waren und was diese (und damit die Welt der Katholiken) jetzt bekamen, taucht die Frage auf, ob diese öffentlich geäußerten „Wünsche“ an den Papst nicht nur von „bestellten“ Meinungsmachern gezielt publiziert wurden.

Warum soll eine solche Vorgangsweise, die innerhalb einer straffen Organisation eine Meinungsvielfalt vortäuscht, in der katholischen Kirche andere Gründe haben, als dies geäußerte oder gewünschte Abweichungen von „offiziellen“ und klar ersichtlichen Programmen und Handlungen in politischen Parteien üblicherweise haben?
In politischen Parteien ist es durchaus üblich, sich „Hofnarren“ zu halten, die ab und zu im Bedarfsfalle Wünsche äußern, die abseits der erkennbaren Parteilinie liegen. Solche Wortmeldungen täuschen eine Pluralität vor, die es eigentlich nicht gibt. Es beruhigt aber den Wähler ungemein, wenn „seine Meinung“ auch einmal geäußert wird, Dadurch werden Oppositionen innerhalb der eigenen Reihen über längere oder kürzere Zeit „ruhig gestellt“.

Vor der Wahl des „Glaubenhüters“ Joseph Ratzinger zum Papst las ich zum Beispiel den Wunsch einer Frau aus katholischen Kreisen an den zukünftigen Nachfolger des Petrus, in Sachen „Sexualmoral“ doch liberaler zu sein. Da gäbe es zum Beispiel (Ehe-)Partner von Aidserkrankten, die nach den Lehrmeinungen der Kirche keine Kondome verwenden dürfen!

Ich fragte mich damals, was diese Frau von der katholischen Kirche eigentlich erwarte? In der katholischen Kirche ist Geschlechtsverkehr ausschließlich zur Schaffung von Leben erlaubt! Wie kann eine solche Organisation es gutheißen, für Angehörige von durch Körperflüssigkeit übertragbare Krankheiten hier Ausnahmen zu schaffen? Ob es sich dabei um Liebe, psychische Betreuung, Anteile am Leben oder „Letzten Willen“ handelt, es handelt sich dabei eindeutig nie um die Neuschöpfung von Leben! Um hier eine Änderung zu ermöglichen, bedarf es einer Änderung grundlegender Werte dieser Organisation. Nicht einmal ein überaus liberaler Papst (wie Johannes XXIII.) hätte so etwas ermöglichen können.

Nun werden vielleicht einige Gläubige meinen, auf Grund des relativ hohen Alters Ratzingers (78 Jahre) handelt es sich ohnehin „nur“ um einen Übergangspapst. Eine solche Ansicht wäre falsch und für gläubige Katholiken gefährlich irreführend! Ratzinger war immerhin seit 1981 Präfekt der Glaubenskongregation im Vatikan! Er hätte also genug Zeit gehabt, Änderungen von Dogmen in der Kirche anzudenken, was aber keinesfalls geschah. Der neue Papst Benedikt XVI. ist überaus konservativ und solche konservative Aufgaben hat ein Verein eben, der ins dritte Jahrtausend der Bewahrung seinerzeitiger Gesellschaftsnormen und (Macht-)Politik tritt.
Wäre es Absicht gewesen, einen „Übergangspapst“ zu installieren, hätte ein in weiten Kreisen unbekannter Kardinal das Amt erhalten, der auch bisher durch seine Äußerungen wenig auffiel. Die Wahl Ratzingers bedeutet eine bewusste Beibehaltung oder sogar Vertiefung einer dogmatischen „christologisch“ orientierten Theologie!

Die Namenswahl Ratzingers deutet vielleicht einen zukünftigen Bedeutungswandel der katholischen Kirche insgesamt an: Nach (angeblichen) Prophezeiungen eines gewissen Malachias ist der vorletzte Papst der Weltgeschichte einer des „Ölzweiges“, ein Friedenspapst also.
Ein solcher soll Benedikt XV. in der Zwischenkriegszeit des vorigen Jahrhunderts gewesen sein.
Wählte Ratzinger den Namen Benedikt im Gedächtnis an diese Prophezeiung?
Nach diesem Papst gäbe es nach Malachias dann nur mehr einen (Petrus II.), dann wird Rom vernichtet.
Bei einem durchaus logischen, jedenfalls aber weiterhin zu erwartenden Beharren der katholischen Kirche zum Beispiel auf ihre Sexualmoral, ist es für die „aufgeklärten“ westlichen Zivilisationen eigentlich selbstverständlich, einer solchen menschenverachtenden Organisation den Rücken zuzudrehen und sie in die verdiente Bedeutungslosigkeit zurückfallen zu lassen. Nur mehr ein zukünftiger Papst, etwa zur Liquidierung dieses Vereines, wäre also eine vernünftige Konsequenz.

Das „Hauptquartier“ dieses Vereines würde dann vielleicht nach Südamerika verlegt werden, dort gibt es steigende Mitgliederzahlen. Aus humanitären Gründen sollten die dortigen Christen aber einen „Beipackzettel“ von uns erhalten, der im Falle des unbedingten Glaubens auf die Nebenwirkungen aufmerksam macht. Solche wären etwa unendliches psychisches Leid.
Wie weit können sich Menschen, die es sich zur Aufgabe machten, die Liebe eines Jesus weiterzugeben, von ihrer Quelle noch entfernen? Und wann verzichten wir endlich darauf, solchen Ambitionen irgendeine Macht über uns zu geben?
Kant sagte einmal: „Aufklärung ist die Befreiung des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit!“

Elihu
(alias Wolfgang Wallner F.)
*** Link entfernt, bitte an die Forumsregeln halten ***
:schaukel:
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
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Hallo Wolfgang!

Meine Meinung dazu: Es ehrt dich, dass du dir sogar noch die Mühe machst, Argumente für deine Ablehnung der kath. Kirche zu finden.
Ich bin vor ca. 35 Jahren aus diesem Verein ausgetreten, weil ich mit der Ausrichtung auf den Alleinbesitz der absoluten Wahrheit und auf den damit verbundenen Machtanspruch nichts zu tun haben wollte.
Siehe auch den Thread https://www.denkforum.at/forum/showthread.php?p=47649#post47649

herzlich
lilith51
 
Hallo Lillith

Danke für Deine Anerkennung. Ich bin auch schon sehr lange aus dieser Kirche ausgetreten, meine aber, dass ich trotzdem zu den vielen jubelnden Meldungen (auch über den armen Mann, der nur wegen seiner bedauerlichen Krankheit besonders wichtig wurde) eine relativierende Meinung einbringen soll. Wer schweigt, ist auch schuldig!
Elihu
(alias Wolfgang Wallner F.)
:danke:
 
Ich bin dafür, dass der Papst sich strikt nach der Bibel richtet. SIE ist das Heilige Buch der Christen. Meinungsvielfalt und Demokratie sind die Kinder der Aufklärung. Die Kirche muss sich entscheiden, wem sie dienen will: Ihrem Gott oder dem obersten Souverän einer Demokratie: dem Volk. Der Gläubige muss auch abwägen, wem der dienen will: Gott - also einem Papst, der strikt nach dem Bibelwort lebt - oder einem Papst, dem sein Fähnlein nach den säkularen Machtverhältnissen weht.
Wir wissen, wie das Papsttum bei Mangel an weltlicher Kontrolle die Sau raus lassen konnte. Was bringt uns dazu anzunehmen, das es eine göttliche HEUTE gibt?

Gysi
 
Ich glaub wir müssen uns von der ansicht langsam aber doch verabschieden, dass die kirche sich nur an den problemen („problemen“) europas orientiert. Es gibt auch auf anderen teilen der welt katholikenund dementsprechend probleme, die zu bewältigen sind. … nur weil immer in den medien erwartet wird, dass der vatikan um europa herum handeln MUSS.es gibt nicht nur den aufgeklärten westen mit seinen Ansprüchen…

Zu Papst Benedikt: konservativ. Warum übernimmt man egtl immer aussagen aus der presse ohne sich selber „ad fontes“ zu informieren. Das soll jetzt nicht gegen dich , elihu, gerichtet sein; du wirst mir sicher entgegenhalten,dass du mit seinen ansichten vertraut bist ,zumindest weißt,wie er zu abtreibung und befreiungstheologie steht.

Bitte,das reicht nicht. Und ich beschuldige die medien, nur solche sachen zu berichten. Will man ein ernsthaftes glaubwürdiges bild von ratzinger haben, um zu wissen mit WEM man es dabei zu tun hat, muss man seine person von anfang an kennen. Er war einst sehr liberal, hat erfahrungen gemacht,die diese ansichten schwer erschüttert haben (68er bewegung und der gesamte radikalismus, die er an der uni tübingen, als er dort unterrichtete zu spüren bekam). Es gibt tatsächlich auch schriften von ihm, die jemanden überraschen würden, der ihn für „erzkonservativ“ hält. Nunja, dann kam die kehrtwende zum konservativismus (konservieren, nicht allzuschnell sich allem öffnen). Was ich damit sagen will,ist unter anderem auch, dass man ihm einiges zutrauen soll.


@elihu: bitte was ist an der organisation menschenverachtend? Ich heiße vieles ncith gut,was die kirche so macht und gemacht hatIch würd vorsichtig sein mit sochen zuweisungen. Ich glaub sie verschätzen sich in vielen ansichten, teilweise aus ideologie, teilweise aus realitätsunnähe, teilweise aus vorsicht und angst zu überschnell sich den trends der zeit auszuliefern.
 
Gisbert Zalich schrieb:
Ich bin dafür, dass der Papst sich strikt nach der Bibel richtet. SIE ist das Heilige Buch der Christen. Meinungsvielfalt und Demokratie sind die Kinder der Aufklärung. Die Kirche muss sich entscheiden, wem sie dienen will: Ihrem Gott oder dem obersten Souverän einer Demokratie: dem Volk. Der Gläubige muss auch abwägen, wem der dienen will: Gott - also einem Papst, der strikt nach dem Bibelwort lebt - oder einem Papst, dem sein Fähnlein nach den säkularen Machtverhältnissen weht.
Wir wissen, wie das Papsttum bei Mangel an weltlicher Kontrolle die Sau raus lassen konnte. Was bringt uns dazu anzunehmen, das es eine göttliche HEUTE gibt?

Gysi

die bibel: tut er das nctih? er ist allen anscheins nach (les mal nen text von ihm) ein brillanter theologe und vielleicht noch wichtiger dogmatiker. also er kennt sich aus.

ist die kirche der staat? warum sollte sie dem volk als souverän dienen? das ist doch gar nciht ihre aufgabe?! das macht der staat - der ordnet das zusammenleben der menschen.
und außerdem zu deinem statement: sie muss wissen ob sie dem volk oder ihrem gott dienen will--> das ist doch ein widerspruch. auch das volk dient in seiner letzten konsequenz letztendlich gott. der vollendung der absoluten glückseligkeit, die er auf der erde nciht erreichen kann. versteh mich jetzt nicht falsch. das heißt nicht,der mensch soll sich nur züchtigen und keine freuden haben!! ich meine nur: er muss sich siner begrenztheit bewusst sein- eine form von pietät die nicht von gottesglauen abhängt.


also bitte das ist blasphemie :zauberer1 der gläubige katholik soll dem past dienen .... :weihnacht so was hätt ich von dir nicht gedacht. im übrigen, ich kann dem auch nciht zustimmen, dass der papst der stellvertreter christi sei (das ist doch allzu anmaßend). das finden auch einige meiner theologieprofessoren.

und außerdem: papst benedikt hat sich bewusst bis jetzt noch nie ficarius christi genannt, sondern einfach nachfolger petri (was in sich ja auch schon schwer genug ist):)
 
Sieht man sich die Geschichte der katholischen Kirche etwas genauer an, dann fällt auf, daß es da zwischen Jesus und den ersten Gemeinden, die man als Kirche bezeichnen könnte, ziemliche Lücken gibt. Darüber hinaus wurden viele Texte der Bibel dann Jahre später von Menschen geschrieben, die ihre ganz persönliche Glaubenseinstellung hier eingebracht haben. Zudem gab es einige Konzile, die die Meinung der katholischen Kirche immer wieder geändert hatten.

Was das bedeuten soll? Nun, die Bibel und die Dogmen der Kirche sind von Menschen geschrieben und gemacht worden. Damit soll nicht ausgedrückt werden, daß die Bibel keine Bedeutung hat, jedoch wäre es nach meiner Ansicht verfehlt jedes Wort, das vielleicht vor 2000 Jahren mal von jemandem geschrieben wurde, auf die Wagschale zu legen.

Es geht vielleicht letztlich um die Lehre Jesu und wie diese zu jeder Zeit zu leben ist. Maria Magdalena war an seiner Seite und doch leugnet die Kirche die Beziehung seit 2000 Jahren ab. Warum? Das Thomas Evangelium wurde nie in die Bibel aufgenommen. Warum? Soweit ich in meinen Internatsjahren erkennen konnte, war Jesus auch nicht kritikunfähig. Warum sollte dann sein "Stellvertreter" unfehlbar sein?

Ich gebe euch Recht, daß sich eine Glaubensorganisation nicht nach dem Ruf der Masse richten sollte. Jedoch kann eine Glaubensorganisation auch nicht an den Menschen vorbeileben, 2000 Jahre ignorieren und vor allem die doch inzwischen stattgefundene Veränderung in der Gesellschaft ignorieren. Was da gefragt ist sind zeitgemäße und doch dogmentreue Ideen, die es den Menschen auch ermöglichen die Kirche als Teil des Lebens anzunehmen und zu leben.

Woher die rüde Abgrenzung zur Aufklärung kommt, kann ich nun nicht verstehen. Sollte es etwa erstebenswert sein, daß wir dumm sind und nur dem Klerus hinterherlaufen? Sollte es weiter so sein, daß der Klerus nur Latein spricht und schreibt, damit ihn auch ja keiner versteht? Sollte es erstrebenswert sein, daß die wichtigsten Bücher in Klöstern versteckt werden, damit der dumme Mensch das Zeugs nicht lesen kann?

Wir alle haben der Aufklärung sehr viel zu verdanken und unser individuelles Leben wäre ohne die Aufklärung nicht möglich geworden. Denken ist jedoch für die Herrschenden immer unbequem.

Sollte die Kirche da nicht offener sein?

PS: Bin vor vielen Jahren trotz katholischer Internatserziehung ausgetreten, da ich den Disput mit Prof. Küng nicht mit meiner Mitgliedschaft ehren wollte. Freue mich nun, daß der Papst sich lange mit Prof. Küng unterhalten hat. Es war auch langsam Zeit geworden.
 
Die Katholische Kirche ist, seit sie im Römischen Reich Staatsreligion wurde verdreckt, da hilft auch ihr ganzes Moralgetue nicht.

Das sich jemand Papa nennen läßt und als Christ bezeichnet, ist für mich Schwachsinn pur.

"Dein Reich wird kommen"- würde mich freuen, wenn das Reich, das nicht von dieser Welt ist, kommt.
Der Vatikan mit seinen internationalen, gewinnbringenden Geschäften ist sicher von dieser Welt.

Obwohl, einen Pluspunkt bekommen sie von mir:
Sie haben große Wälder innerhalb Europas vor Rodung geschützt (Somit Gott die Ehre gegeben) und christliches Gedankengut am leben erhalten.

MfG

Triskell
 
instanton schrieb:
Zu Papst Benedikt: konservativ. Warum übernimmt man egtl immer aussagen aus der presse ohne sich selber „ad fontes“ zu informieren. Das soll jetzt nicht gegen dich , elihu, gerichtet sein; du wirst mir sicher entgegenhalten,dass du mit seinen ansichten vertraut bist ,zumindest weißt,wie er zu abtreibung und befreiungstheologie steht.

Bitte,das reicht nicht. Und ich beschuldige die medien, nur solche sachen zu berichten. Will man ein ernsthaftes glaubwürdiges bild von ratzinger haben, um zu wissen mit WEM man es dabei zu tun hat, muss man seine person von anfang an kennen. Er war einst sehr liberal, hat erfahrungen gemacht,die diese ansichten schwer erschüttert haben (68er bewegung und der gesamte radikalismus, die er an der uni tübingen, als er dort unterrichtete zu spüren bekam). Es gibt tatsächlich auch schriften von ihm, die jemanden überraschen würden, der ihn für „erzkonservativ“ hält.
Ich kann dem nur zustimmmen. Est nach der Papstwahl habe ich Ratzingers Schriften gelesen - und bin positiv überrascht worden. Bei hohem intelldektuellen Anpsuchsniveau schreibt er einen sauberen, klaren Stil. Folgert strikt logisch aus dem Glaubensbekenntnis heraus. Es ist fast schon ein geistiger Genuss, ihn zu lesen.

@elihu: bitte was ist an der organisation menschenverachtend? Ich heiße vieles ncith gut,was die kirche so macht und gemacht hatIch würd vorsichtig sein mit sochen zuweisungen. Ich glaub sie verschätzen sich in vielen ansichten, teilweise aus ideologie, teilweise aus realitätsunnähe, teilweise aus vorsicht und angst zu überschnell sich den trends der zeit auszuliefern.
Die Faszination, die der vorhergehende Papst und der jetzige gerade auf die Jugend ausüb(t)en liegt doch darin: Da ist eine personalisierte Institution, die sich nicht nach dem Zeitgeist richtet, nicht trendy ist, nicht nach den Massen schielt, "wie hättet Ihr mich denn gern?", sondern unverrückbare Pflöcke reinrammt, was gilt und was gilt nicht. Orientierungsmarken und Leuchtfeuer setzt, nach denen sich gerade junge Menschen sehnen. Dass sie den Gebote der Kirche nicht folgen, steht auf einem anderen Blatt. Aber haben die Menschen je göttliches Gebot - interpretiert von der Kirche - befolgt?!
Mit nachdenklichem Gruß
Ziesemann
 
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