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FeldHerrenHügel

Martin Janusch

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23. Juli 2007
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FeldHerrenHügel

Da saß er für den Moment, der Feldmarschall Castaldo, hoch zu Ross, hoch droben, auf dem ... Feldherrenhügel. Sein Stab, bestehend aus Feldzeugmeistern und einem einzigen General, der befand sich direkt hinter ihm, hinter Castaldo, während dieser Momente.

Morgen schon sollte viel weiter unten im Tal eine Schlacht, eine Schlacht von großem Ausmaß geschlagen werden. Gegen einen Feind, dessen Feldlagerlichter in weiter Ferne an diesem mit Sternen behangenen Abend gesehen werden konnten - von Castaldo und von seinem Stab.

Castaldo selbst, der sich als junger Major, damals immer als einen militärischer Draufgänger, als einen risikoverliebten Angreifer gesehen hatte, räumte der Weitsicht nicht nur visuellen, sondern, viel mehr noch als das, ideologischen, strategischen, mindestens einen militärisch wertvollen Raum ein, nunmehr, als er dort saß, hoch da irgendwo oben. Auf dem Feldherrenhügel. Castaldo war im Lernen, die wilde Lust auf Destruktion gegen die Besonnenheit einzutauschen, für sich selbst, für alle diejenigen, denen gegenüber er nun Verantwortung trug, vor allem für sie.

Da saß er also, hinunterblickend, zurückblickend, überlegend. Castaldo hatte kurz vor dem Abend noch das Schlachtfeld, das aus Sicht des Zeitmoments künftige, das unmittelbar bevorstehende, abgeritten, hatte dort, inmitten dieses Grund und Bodens, einen Busch von Dornen ausmachen können, zwischen demselben einen Weg, den er als Dornenweg sofort erkannt hatte.

Dort, inmitten dieses Weges blühte sie auf, jene Wunderbare, jene Duftende. Sie war die Eine, von der sich Castaldo schneller als der Wind erhoffte, dass diese Einzigartigkeit, diese Einmaligkeit ihrer nur den schlachtigen Austausch wird überleben können. Eine, die für Castaldo zum Symbol wurde.

Eine, die Castaldo bezaubert hatte und die Eine, die Castaldos Schutz in ihrem Verlangen trug. Castaldo wusste rascher als das Licht vom Blitz es jemals hätte wissen können, dass diese Eine, wenn überhaupt nur sie, sämtliches bevorstehende Treiben wird überleben können. Dass diese Eine, sie, allen Opfern, allem Leid und allem Blutvergießen wird entrinnen können, ... durch ihr einziges, durch ihr einzigartig schönes Weiterbestehen. Castaldo ließ sich dem Gedanken hin, sie, die er dort entdeckt, die sich in ihrem Wesen ihm gezeigt hatte, mehr Chance auf Überleben einzuräumen, als dem Feind sowieso, aber auch seinen, Castaldo’s Truppen, in welchen auch schließlich er selbst.

Castaldo war sich im Klaren darüber, dass sie, dass deren Gedeihen mehr bedeutete, als alles Überleben der Feindesarmee, selbst seiner eigenen Reihen. Castaldo liebte ihr Wesen, erkannte es vom ersten Augenblick des Spürens, gleichzeitig musste er das Land, auf dem sie gedieh, scheuen, manchmal sogar musste er es hassen.

Castaldo fiel schon am frühen nächsten Morgen auf dem Feld. Sie jedoch, sie blühte weiter.

Sie war Castaldo's Weiterleben, sie hat die Landschaft, die von Menschensterben übersäte Landschaft, überlebt. Sie, und das wusste nur Castaldo außer ihr selbst, hatte die Kraft zum Überleben. Denn sie, über all den Dornen und mit ihrem Duft, in ihrer Farbe und ihrer Pracht, kannte ihren Wert. Sie war eine der ... VIII Wiegen von der GLUT.



[2003]
 
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