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Einstein - Welches Erbe?

Hartmut schrieb:
Hallo,

das Einstein-Jahr neigt sich seinem Ende zu, Grund für eine Rückschau. Haben wir das Jahr genutzt, um von Einstein mehr zu verstehen?
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Was hat Euch das Einstein-Jahr gegeben?

Gruss
Hartmut

Hallo Hartmut,

zwar glaube ich den Äusserungen von Ernst Peter Fischer, aber du fragst ja nach unserer persönlichen Erfahrung mit dem Einstein-Jahr, bzw. was es uns gegeben hat.

Mir hat es sehr viel gegeben. Ich denke, ich habe erst jetzt einiges begriffen, in erster Linie seine Relativitätstheorien. Und da habe ich Euch Vieles zu verdanken, hauptsächlich dir und Claus, denn Ihr wart sehr bemüht uns Einstein verständlich zu machen.

Persönlich hat mich am meisten der grosse Einfluß den Einstein in vielen Bereichen ausgeübt hat, interessiert. Es sind Gebiete, die ich zum Teil kannte, aber nie unter diesem Aspekt gesehen habe.

Ich übernehme nun einen meiner früheren Texte:

Den Einfluß Einsteins auf die bildenden Künste, kann man durch seine Entdeckung der vierten Dimension, als revolutionär bezeichnen. Diese Entdeckung faszinierte die Künstler und gab ihnen neue Impulse. Ob es nun die Wolkenkratzer Chicagos sind, oder die Malerei Picassos, oder der Kubismus allgemein, der nun gerne die Simultaneität in den Bildern umsetzte. Man weiss zum Beispiel, dass Künstler wie Klee, Picasso und Duchamp sich mit der Relativitätstheorie befasst haben - und in der Umsetzung dieser Theorie in ihre Kunst, eine wichtige Herausforderung sahen.

Ja, das hat mich persönlich am meisten fasziniert, denn auch wenn ich die Maler die oben erwähnt sind kannte, ich sehe nun noch einen anderen Aspekt in deren Werke - man sollte fast schon sagen: eine andere Dimenssion.

Und überhaupt Picassos Porträts sehe ich nun anders, immer unter dem Aspekt dieser Simultaneität (Profil und von Vorne gleichzeitig) und verstehe, wie sehr er von den Theorien Einsteins beeinflußt war.

Auch das Bauhaus (Mies van der Rohe, Walter Gropius, etc...) bei deren Architektur die Bemühungen die Einheit von Raum und Zeit umzusetzten deutlich erkennbar sind, haben mich beschäftigt.

Aber vielleicht sollte man das anders ausdrücken: die Faszination einer Persönlichkeit, deren Einfluß in so vielen Bereichen so zu sagen simultan spürbar wird - das ist hauptsächlich was mir das Einstein-Jahr gegeben hat.
 
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Miriam schrieb:
Aber vielleicht sollte man das anders ausdrücken: die Faszination einer Persönlichkeit, deren Einfluß in so vielen Bereichen so zu sagen simultan spürbar wird - das ist hauptsächlich was mir das Einstein-Jahr gegeben hat.

Hallo Miriam,

danke für Deine Antwort. Ich glaube, dass Prof. Fischer hochgesteckte Erwartungen mit dem Einstein-Jahr verband und nun etwas ernüchtert ist. Aber mal ehrlich: War es tatsächlich zu erwarten, dass sich die Leute massenhaft mit der Relativitätstheorie befassen?

Das war zwar in den zwanziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wirklich so (Einstein: "Jeder Kutscher spricht über die Relativitätstheorie"), aber der heutige Mensch ist mit so vielen Fortschritten von Wissenschaft und Technik konfrontiert, dass er wohl den Blick für Besonderes und Revolutionäres verliert.

Ich möchte jedoch nicht unterschlagen, dass es in diesem Jahr eine ganze Reihe guter Veranstaltungen gegeben hat, die Einsteins Persönlichkeit und Einsteins Errungenschaften den Leuten wirklich näher gebracht hat. Und ganz so schlecht wie Prof. Fischer es ausdrückt waren die Journalisten auch nicht.

Ich persönlich habe in diesem Jahr etliche Gelegenheiten genutzt, um Einstein als Menschen und Wissenschaftler näher kennenzulernen. Zum Beispiel habe ich als Physiker die Gelegenheit wahrgenommen, die ins Internet gestellten Arbeiten Einsteins aus dem Jahr 1905 zu lesen und zu studieren.

Da ich nun schon fast 14 Jahre in der Schweiz lebe und arbeite, interessierten mich auch die wichtigen Stationen Einsteins in der Schweiz: die Kantonsschule in Aarau, wo er das Abitur machte, die ETH Zürich, wo er studierte, und seine Wirkungsstätte in Bern, das Patentamt.

Gestern besuchte ich nun eine gelungene Ausstellung an der Kantonsschule in Aarau. Dort konnte man u. a. die vier schriftlichen Prüfungsarbeiten zu Einsteins Abitur einsehen (Geometrie, Algebra, Physik, Französisch). Es waren Kopien der Originale, und man sah Einsteins Handschrift und die Rotkorrekturen seiner Lehrer. Dieses Erleben des Genies, aber auch seiner Schwächen, war sehr eindrücklich. Es zeigte den realen Menschen Einstein am Beginn seiner Karriere und war fern von Personenkult.

Wer sich für den jugendlichen Einstein näher interessiert, dem kann ich das folgende Buch empfehlen, das gerade jetzt in den Handel kommt: Der jugendliche Einstein und Aarau. Bis zum 14.2.2006 ist das Buch zum Subskriptionspreis von 20 Euro (statt 24 Euro) zu erwerben http://www.birkhauser.ch

Gruss
Hartmut
 
Zuletzt bearbeitet:
Hartmut schrieb:
Ich möchte jedoch nicht unterschlagen, dass es in diesem Jahr eine ganze Reihe guter Veranstaltungen gegeben hat, die Einsteins Persönlichkeit und Einsteins Errungenschaften den Leuten wirklich näher gebracht hat.

Hallo Leute,

hiermit zitiere ich mich mal wieder selbst.

Gestern besuchte ich die Einstein-Ausstellung im Historischen Museum zu Bern. Es ist eine wirklich sehenswerte Ausstellung, die nun sogar bis Ende Oktober 2006 verlängert wird. Da hat es wohl für Jeden, ob er nun wissenschaftlich interessiert ist oder nicht, etwas zum Mitnehmen.

Wie Miriam schon schrieb, ist Einstein eine recht vielseitige Persönlichkeit gewesen. Das widerspiegelt auch die Tatsache, dass über keinen anderen Wissenschaftler so viele Bücher geschrieben wurden. Einen Eindruck davon bekommt man im Foyer der Ausstellung.

Die Ausstellung ist recht breit angelegt, versucht sie doch, die Entwicklung Einsteins in die historischen Gegebenheiten gegen Ende des 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts einzubetten. Das ist m.E. gut gelungen.

Gruss
Hartmut
 
Gestern besuchte ich die Einstein-Ausstellung im Historischen Museum zu Bern. Es ist eine wirklich sehenswerte Ausstellung, die nun sogar bis Ende Oktober 2006 verlängert wird. Da hat es wohl für Jeden, ob er nun wissenschaftlich interessiert ist oder nicht, etwas zum Mitnehmen.

Hallo Hartmut,( wenn es nur nicht so weit entfernt wäre!) ich würde mich in dieser Ausstellung mal umsehen, ob ich etwas finden könnte über E. Ansichten zu außerirdischem Leben.

Zu diesem thema hat jeder bedeutende Wissenschaftler eine Meinung geäußert.
Sollte E. nicht mit der berühmten Frage von Fermi konfrontiert worden sein:

Es sollte sehr viele Lebewesen im weltall geben, auch solche, die uns technisch himmelhoch überlegen sind. Aber warum sind sie noch nicht hier gewesen?

Die Antworten auf diese als „Fermi-Paradoxon“ bekannte Frage ließen sich bisher in drei Kategorien einteilen.
Stephen Hawking, dem man nachsagt, er sei der größte lebende Physiker, hat nun in einem vielbeachteten vortrag erklärt:

.... Wie kann man erklären, daß wir noch nicht (von Aliens) besucht worden sind?
Warum ist die Erde noch nicht kolonisiert worden?
. . . .
ich bevorzuge eine vierte Möglichkeit:
es gibt dort draußen intelligente Lebensformen, aber wir sind von denen noch nicht bemerkt worden.

die Drake-Formel, die die Abschätzung der Chancen für die Existenz von Aliens auf eine wissenschaftliche Grundlage stellt, ist kurz nach dem Tode E. aufgestellt worden. E. hätte auch darauf kommen können.

Nun gibt es selbst heute noch vielseitig interessierte Physiker, die dieses Problem einfach ignorieren.
Könnte es sein, daß E. auch dazu gehörte?

Gruß von Claus
 
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Claus schrieb:
... ich würde mich in dieser Ausstellung mal umsehen, ob ich etwas finden könnte über E. Ansichten zu außerirdischem Leben.

Hallo Claus,

ich habe in der Ausstellung nichts dergleichen gefunden, es aber auch nicht vermisst.

Einstein hat sich neben der Physik ausgiebig Problemen des irdischen Lebens gewidmet. Auch das wird in der Ausstellung gebührend dokumentiert.

Gruss
Hartmut
 
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