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eine kurze Geschichte keine Kurzgeschichte

Entropie

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21. Februar 2006
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Kernspalt
"Kellner, eine Prise Salz!"


Gequält saß er an seinem Arbeitsplatz, vor der Tastatur seines Computers, neben der die immer bereitliegenden Bleistifte wie immer bereit lagen, aber nie benutzt wurden. Er kaute an seinen Nägeln, die zuvor schon bis zum Bett abgekaut und zerrissen waren. Doch er kaute weiter, riss zwischendurch einen kleinen Fetzen Haut vom Nagel-Bett ab und spuckte, die dadurch langwierig entstandene Hornhaut, in Richtung seines Kollegen. So, hatte er an diesem Tag beschlossen, wollte er den Rest des Arbeitstags verbringen. Er konnte es sich leisten, denn die vorzubereitende Präsentation hatte er bereits am Dienstag fertig gestellt und nicht wie sein hektischer Kollege bis zum letzten Moment gewartet. Diesem schaute er eine Weile beim arbeiten zu. Und genau in diesem Augenblick hatte er ein Stück Normalität gewonnen. So rutschte er auf den unbequemen Bürostühlen hin und her bis er beschloss seine Überstunden abzufeiern, nach Hause zu fahren und seinen Kollegen in Arbeit versinken zu lassen. Zu Hause, wohlbehalten angekommen, setzte er sich auf seine bequeme Couch im Wohnzimmer, nahm die Fernbedienung, mit all den bunten andersartigen Tasten, zur Hand und drückte entgegen seinem Verlangen nur einen der Knöpfe. Die schwarze Kiste flimmerte kurz auf und zeigte nach einigen Sekunden geordnete Farbpunkte, die sich zu einem vollständigen Bild zusammen fügten. So vertrieb er sich den restlichen Nachmittag, wobei ihn nach einiger Zeit, die bunten sich bewegenden Bilder in keinster Weise mehr reizten oder gar interessierten. Trotzdem starrte er weiterhin zum Fernsehapparat. Warum, er wusste es nicht, vielleicht wusste er sich nicht besser zu beschäftigen oder hatte einfach keine Lust dazu, wer weiss, niemand. Am frühen Abend jedoch raffte er sich auf, langte nach der Fernbedienung, riss sich von der stupiden Normalität des Alltags los und verlor. Er stand auf setzte sich in Bewegung und folgte dem Antrieb seiner eigenen Beine in Richtung Wohnungstür. Er war gezwungen den Schlüssel aus der Hosentasche zu nehmen, ihn ins undurchsichtige Schloß zu schieben und solange daran herum zu rütteln bis die Tür nachgeben musste. Im Treppenhaus roch es nach Essen, warscheinlich Gulasch. Während er noch darüber nach dachte, trieben ihn seine Beine weiter, die Treppen hinunter bis zur zweiten Mauer die sein freies Leben verhindern wollte. Er öffnete
die Haustür ruckartig und atmete, atmete die kühle Abendluft die mit einem Mal durch seine Lungen schoss. Nun wo er wieder frei war wusste er genau was er tun würde, er würde seine absolute Freiheit nutzen um absolut frei zu sein
...
Schlag mich, tritt mich, beiss mich bis das Blut kleine rote Fäden über meine Haut zieht! Ich will komplett umwoben sein, wie eine rote Larve will ich sein. Sieh zu, dass keines der Rinnsale austrocknet! Was du willst nicht hören? Hast du blinder Knecht mich nicht verstanden?!
Es geht doch, warum so wehleidig? Hast du dich etwa nie gefragt wo deine Wünsche sind? Doch das hast du und ich weiss es genau du weisst es nicht, aber ich weiss es! So und glaube mir ich weiss, wo meine Wünsche liegen. Weiter im Text
...
Gequält saß er an seinem Arbeitsplatz, vor der Tastatur seines Computers, neben der die immer bereitliegenden Bleistifte wie immer bereit lagen, aber nie benutzt wurden. Er saß da und starrte in die Leere seiner Gedanken, während er eigentlich gut zu tun hatte, da sein versunkener Kollege sich in die Krankheit geflüchtet hatte. Er langweilte sich, war aber bereit sich lieber zu Tode zu langweilen, als zu arbeiten. Er wollte nicht wie sein Kollege durch die Arbeit in die Krankheit sinken und vielleicht nie wieder auftauchen. Um sich zu beschäftigen oder eher abzulenken, dachte er über seine Skurrilität, seine Perversion, seine letzte Nacht nach, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen. Denn durch die Leere seines Geistes wanderte ein Schatten, geformt aus wabernder Schwärze, kaum dachte man, man hätte ihn zu fassen bekommen, man könnte Konturen erkennen, verschwand er wieder und verkroch sich im hintersten und dunkelsten Winkel des zwiegespaltenen Geistes. Er bemitleidete sich, er bemitleidete sich um diesen Schatten und hatte ein genauso skurriles wie auch perverses Verhältnis zu ihm, wie er sich beim Durchdringen von Fleisch zu geben vermochte.
Er sehnte sich nach seinem Fernseher und seiner Couch. Die kleine Kulisse die sein Leben in Bahnen von Normen hielt. Er hatte keine Lust sich weiter auf seiner Arbeit mit Nichtstun abzumühen , nein, er hatte keine Lust dazu je wieder hier her zurück zu kehren. So hatte er den Beschluss gefasst und würde ihn wie, Zahnseide durch die Zähne, durchziehen. So ließ er sich durch den Verkehr nach Hause treiben und fiel zu Hause, wohl behalten angekommen, auf seine Couch im Wohnzimmer, handelte zuwider seinem Verlangen eine andere Taste zu drücken und schaltete den Fernseher ein. Doch nach relativ kurzer Zeit verwandelte sich seine zuvor starke Sehnsucht nach Richtlinien in eine unbändige Wut, die erhoffte Stimulation durch bunte Farbpunkte blieb aus, was ihn nur tiefer in den Hass auf seinen Fernsehapparat trieb.
Er stand auf griff mit leicht verrücktem Blick nach der Fernbedienung, drückte die eine Taste und drehte den Fernseher mit Bildschirm zur Wand. Mit einer wahrlich gehässigen Genugtuung, als hätte er gerade der gesamten Menschheit einen Streich gespielt, setzte er sich zurück auf die Couch. Er wusste genau was nun passieren würde, doch hatte er in diesem Augenblick keine Angst davor, die er hätte vielleicht haben sollen
...
Na mein liebstes Spielzeug? Hattest du einmal wieder deinen Spaß in der unfreiwilligen Freiheit. Lege dich fest du musst dir klarer werden! Die Nacht ist wunderschön, sie ist wie eine zarte Prise Salz auf einem Stück rohem Fleisch, sie ist das was dein Leben schmackhaft macht. Denn in der Nacht da bist du ganz bei mir, und gibst dich den roten Straßen und den schwarzen Häusern, komplett und unterwürfig, hin. Was sagst du? Ah, ich verstehe du willst fliehen. Aber du weisst doch, du kannst nicht fliehen, alles ist nur ein blutiger, grausamer, Alptraum.
So, genug geredet ans Werk mein kleiner schüchterner Knappe, noch kein Tropfen des schweren Saftes hat heut die Farbe gewechselt. Ja, nimm das Messer dort, ziehe feine Linien. Bedenke nicht das Messer, denn das Messer bedenkt dich auch nicht, denke nur an die Prise Salz danach
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Gequält und geschunden saß er auf seiner Couch im Wohnzimmer und beobachtete sich selbst beim Nichtstun. Er hatte seinen Fernseher wieder zurück gedreht, er lief, doch er schaute nicht hin. Er bedauerte was er getan hatte, wie konnte er dieses teure und gleichermaßen fantastische Gerät nur so im Stich gelassen haben. Die Plastizität eines gigantisch wirkenden Komplexes, der überall um ihn herum, selbst in ihm, seine Wirkung entfachte und ihm Respekt vor dieser Apparatur des Seins lehrte. Er schwor sich einen solchen Frevel nie wieder zu begehen und sich nie wieder herab zu lassen zu den primitiven Instinkten des Einzelnen. Er hielt so krankhaft und verbissen an seiner Kulisse fest, dass selbst diese wie ein Trugbild des menschlichen Verstandes wirkte. Er träumte von einem Leben, dass ihm nicht zu stand, dass ihm nicht gegeben wurde, sondern seinem Nachbarn nebenan.
Er war verbittert, weil die letzte Nacht die warscheinlich beste in seinem Leben war. Wie ließe sich eine solche Nacht mit einer hübschen Frau, zwei Kindern, einem weißen Haus mit Garten und einem Golden-Retriever vereinbaren? Nichts trieb ihn mehr außer die eine Sehnsucht sein Unterbewusstes dahin zu verbannen wo es her gekommen war, aus der Tiefe. Doch genauso gut wusste er je mehr er es versuchen würde, desto mehr würde er selbst in die Tiefe sinken und langsam aber sicher den einfachen Anspruch an Realität verlieren. Er überlegte lange und verschanzte sich regelrecht im Burgfried seiner Gedanken um ungestört und vorallem sicher zu sein. Zwischendurch unterbrach er die Tortur der er sich selbst unterzog und lukte durch einen Spalt hinaus um zu sehen ob er nicht an den Nägeln kaue oder schon das gewetzte Messer in der Hand hielte.
Die Zeit verflog und zu keiner Lösung gekommen brach er das ganze Vorhaben ab und ließ sich fallen, tiefer und tiefer fiel er, bis er vor Schwärze um ihn herum das Gefühl hatte noch ehe er aufkommen sollte zu ersticken
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So mein Lieber, ich glaube du bist mir eine kleine Erklärung schuldig, nicht wahr? Was hast du da oben getrieben, du weisst genau ich bekomme alles, einfach alles mit! Es lachte. Du treibst dich noch irgendwann in den Wahnsinn mit solchen Ideen von Realität und Normalität. Ich bin normal und du bist das witzlose Anhängsel welches ich durch die Welt geleite. Genau hier liegt das Problem mein Liebes, eine Trennung ist nicht möglich, weder physisch noch psychisch, wird sind Eins und werden es bis zum absoluten Ende bleiben. Ja, ja der Tod teilt alles Leben ein, aber überdenke deine Taten, kann rohes Fleisch bestehen? Die Geschmacksnerven im Leben, verrinnen nur im Tod, genau wie die Geschmäcker Rosmarin, Salz und Langeweile .
Nun gut, du hast deine Wahl getroffen ich kann und will dir nicht widerstreben und wünsche dir viel Spass beim Schauspiel in der ersten Reihe
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Zu Hause, er leblos von der Decke hängend, tummelten sich Nachbarn und Polizeibeamte um ihn. Sie waren zwiegespalten, einerseits verwirrt wie ein so normaler und unauffälliger Mensch so gelitten haben musste und andererseits schaulustig und geil nach Blut, dass sie trotz ihrer Hysterie, ihre Blicke nicht von ihm wenden konnten.
 
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*loool mit der "Wellentheorie" meinte ich nur, dass wir auf einer Welle denken. bzw. uns ähnlich sind.

Ich habe mal vor ein paar Jahren eine Geschichte mit dem Titel "Als ich starb" geschrieben, welche von einem Mann handelt, der im Bett in seiner Wohnung liegt und merkt das er sterben wird. Die letzten Gedanken seines einsamen isolierten und manchmal pervertiertem Leben. Leider weiss ich nicht mehr wo ich die Geschichte habe.

Ich hoffe, du gibst uns mehr von deiner interessanten Phantasie preis. :)
 
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