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Ein Tag in seinem Leben

-Schattenwesen-

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Registriert
9. Januar 2004
Beiträge
18
Ein Tag in SEINEM Leben

Morgens, wenn der Wecker klingelt, steht er auf und betritt sein Badezimmer. Funkelnder Marmor begrüßt ihn, er dreht die goldenen Wasserhähne auf, blickt in den edelsteinverzierten Spiegel. Sein Tag fängt wunderbar an, er trocknet sich mit den Flanellhandtüchern das Gesicht und lässt sich einen schwarzen Anzug herauslegen.

Angezogen, verlässt er sein Schlafzimmer, betritt den prunkvollen Speisesaal. Für das Frühstück ist bereits gedeckt: Spiegelei mit Speck, Kaffee, Obstsalat. Er lässt sich genügend Zeit, liest die Zeitung. Der Butler schenkt ihm Kaffee nach, er dankt mit kurzem Kopfnicken.

Der schwarze Mercedes steht bereits vor dem Eingang, ihm wird die Tür geöffnet und man fährt ihn zu seinen Sitzungen, die den ganzen Tag dauern werden.

Es ist schon dunkel, als er Abends nach dem Essen mit einem wichtigen Kunden nach Hause zurückkehrt. Man bringt ihm noch einen Tee und eine Wärmflasche, er legt sich in sein großes, weiches Bett und löscht das Licht.

Bevor er aber einschläft, in seinem Bett, das in seiner 10-Millionen-Villa auf seinem riesigen Grundstück steht, wird ihm - wie jeden Abend - klar, dass etwas Wichtiges in seinem so glitzernden Leben fehlt...
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und... Ein Tag in SEINEM Leben

Wecker? Hat er nicht. Er steht auf, wenn sein Magen knurrt. Dann wischt er sich die ärgsten Schmutzfelcken von seiner zerfetzten Kleidung und schlurft zum nächsten Würstchenstand. Dort jammert er dem Verkäufer so lange etwas vor, bis dieser ihm ein paar Abfälle rüberschiebt.

Das passt schon. Er ist ja nicht wählerisch. Bevor er sich mit seinen Kumpels trifft schnauzt er noch ein paar Nazis an. Einer von denen verpasst ihm ein blaues Aug, aber scheiss drauf, das kennt er schon.

Mit seinen Kumpels hängt er den restlichen Tag am Bahnhof rum, trinkt ein paar Bier, schnorrt sich ein paar Zigaretten. Er ist sauer auf die Leute, die aus den Zügen steigen, die Taschen voller Andenken an den Urlaub. Er ist sauer auf sehr viel.

Und wenn er irgendwann Nachts mal zurück zu seiner Parkbank kommt, sich irgendwie unbequem hinlegt, dann fehlt ihm nicht geld oder luxus, dann fehlt ihm etwas ganz anderes...
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Ihr könnt euch selbst denken, was den beiden Männern fehlt.

Ein paar autobiographische Züge haben die Geschichten übrigens auch :rolleyes:
 
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Hallo, Schattenwesen!


So aufgefordert, kann ich nicht widerstehen und denke mir, was beiden Männern fehlt:

Der Sinn des Lebens, der auf erwas Anderes als sich selbst gerichtet ist. Dieser Sinn ist die Liebe - bitte nicht platt auf Geschlechterliebe zurückzuführen. Die Liebe zu jemandem oder etwas, was einen ganz "zweckfrei" erfüllt.
Wer natürlich zu seiner Lohnarbeit genau so eine Liebe hat, ist ausgenommen:D


Muss ja nicht stimmen.:) Und irgendwie strudeln wir Geschöpfe des Alltags ja alle so herum wie Deine beiden Männer. Nur vielleicht nicht gerade an der Würstelbude: am Kochtopf geht das auch ganz gut.Allerdings brauche ich gar keinen Butler,. Dann verlöre mein Alltag auch noch seinen guten werktätigen Sinn.


Freundlich

Marianne
 
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Einsam

Beide Männer sind einsam. Beiden fehlt jemand, der IHNEN zuhört, der SIE meint, wenn er mit ihnen spricht.

Wie viele Menschen meinen wirklich noch ihrem Gesprächspartner, wenn sie mit jemandem reden? Geht es nicht den meisten nur um Bestätigung ihrer eigenen Ansichten? Es ist niemand da, der sich einfühlen kann.

Ja, Majanna! Liebe! Die umfassende Liebe eines Lebewesens zu einem anderen ist, was fehlt. Unschuldige Liebe.

Ich wünsche dir, dass du Liebe findest, Schattenwesen!

Konfuzi
 
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