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Deutsche Dichter

Rosenquarz

Well-Known Member
Registriert
30. November 2011
Beiträge
2.231
Goethe hat folgendes geschrieben:

Die wandelnde Glocke
Es war ein Kind, das wollte nie
Zur Kirche sich bequemen,
Und Sonntags fand es stets ein Wie,
Den Weg ins Feld zu nehmen.

Die Mutter sprach: »Die Glocke tönt,
Und so ist dir's befohlen,
Und hast du dich nicht hingewöhnt,
Sie kommt und wird dich holen.«

Das Kind, es denkt: Die Glocke hängt
Da droben auf dem Stuhle.
Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt,
Als lief' es aus der Schule.

Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr,
Die Mutter hat gefackelt.
Doch welch ein Schrecken! Hinterher
Die Glocke kommt gewackelt.

Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum;
Das arme Kind im Schrecken,
Es läuft, es kommt als wie im Traum:
Die Glocke wird es decken.

Doch nimmt es richtig seinen Husch,
Und mit gewandter Schnelle
Eilt es durch Anger, Feld und Busch
Zur Kirche, zur Kapelle.

Und jeden Sonn- und Feiertag
Gedenkt es an den Schaden,
Läßt durch den ersten Glockenschlag,
Nicht in Person sich laden.
 
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>Rosenquarz: Weiß man auch, wann Goethe dieses Gedicht geschrieben hat ?

Vor oder nach der Begegnung mit Schiller ?

Interessiert Zeili
 
Heinrich Hoffmann von Fallersleben, August, 1840
aus Unpolitische Lieder, I. Teil


Ach! was nützt, daß ich so viel geworden,
Und daß ich so vieles nenne mein?
Großer Gott, mir fehlet noch ein Orden,
Könntest du mir solchen doch verleih'n!

2. Ja, und wär's vielleicht auch nur ein kleiner,
Den der kleinste Potentat ersann;
Immer besser einer doch als keiner,
Zierte der kleinste doch auch seinen Mann.

3. Schöne Erfindung, daß ein kleines Zeichen
So viele Ehre, Freud' und Glück umhüllt!
Nichts auf Erden wüßt' ich dem zu gleichen,
Was so sinnig seinen Zweck erfüllt.


4. Wenn die Engel einst mit mir entschweben,
Stehen die Seel'gen da erstaunt und stumm,
Sonn' und Mond und alle Sterne beben,
Meine Seele hat den Orden um
 
Goethe hat folgendes geschrieben:

Die wandelnde Glocke
Es war ein Kind, das wollte nie
Zur Kirche sich bequemen,
Und Sonntags fand es stets ein Wie,
Den Weg ins Feld zu nehmen.

Die Mutter sprach: »Die Glocke tönt,
Und so ist dir's befohlen,
Und hast du dich nicht hingewöhnt,
Sie kommt und wird dich holen.«

Das Kind, es denkt: Die Glocke hängt
Da droben auf dem Stuhle.
Schon hat's den Weg ins Feld gelenkt,
Als lief' es aus der Schule.

Die Glocke, Glocke tönt nicht mehr,
Die Mutter hat gefackelt.
Doch welch ein Schrecken! Hinterher
Die Glocke kommt gewackelt.

Sie wackelt schnell, man glaubt es kaum;
Das arme Kind im Schrecken,
Es läuft, es kommt als wie im Traum:
Die Glocke wird es decken.

Doch nimmt es richtig seinen Husch,
Und mit gewandter Schnelle
Eilt es durch Anger, Feld und Busch
Zur Kirche, zur Kapelle.

Und jeden Sonn- und Feiertag
Gedenkt es an den Schaden,
Läßt durch den ersten Glockenschlag,
Nicht in Person sich laden.
Gestern hatte ich wieder mal so ein "Aha!"-Erlebnis: Meine Mutter ist über 80, topfit, bis auf ihre ausgeprägte Alterssturheit und leichte Vergesslichkeit.

Frag' ich sie gestern, ob sie Goethe's "Die wandelnde Glocke" kennt. Sagt sie: "Freilich", und fängt an, mir das ganze Gedicht aufzusagen.
Da war ich baff. Bei den letzten zwei Strophen sagte sie dann, die bekäme sie nicht mehr richtig zusammen, aber der Rest war fehlerfrei.

Die haben das damals in der Schule gelernt...
 
Es ist sicher das melodische der Dichtung, die sie so einprägsam macht, ohne Emotionen funktioniert unser Gedächtnis sowieso gar nicht und Kinder lernen ja auch z.B. das Einmaleins dadurch, das sie es wie ein Gedicht ohne Reime aufsagen.

Ich kümmer mich auch seit mehreren Jahren verstärkt um meine Mutter, sie war zwischenzeitlich medikamentenbedingt dement, dadurch habe ich sehr viel von ihr erfahren, worüber sie früher im klaren Geisteszustand nie gesprochen hat, so dass ich mir auf einiges einen Reim ;) machen kann, was mir zuvor einfach nicht nachvollziehbar war.

Mütter sind schon prägende Persönlichkeiten, und niemand ist besser als Gesprächspartner geeignet, um sich mit dem Leben von der Wurzel auf auseinanderzusetzen und zu versöhnen als die eigene Mutter, auch wenns anstrengend ist.
 
Absolution
Bin der Liebsten nachgeschlichen
Durch die dunkle Kirchenpforte.
War sonst selten, ach recht selten
An dem düstren, heilgen Orte.

Im Stuhle saß ein alter Mönch.
Dem trug sie ihre Sünden vor.
Ach, ihre lieben, jungen Sünden
Sagt' sie dem Greise in das Ohr.

Der Priester macht' ein bös Gesicht
Ob soviel Teufelssünden.
Sosehr sie weint' und schluchzte auch,
Er mocht sie nicht entbinden.

Da trat ich hinter ihr herfür.
Der Pfaffe fiel vor Schreck vom Stuhl.
Als ich sie trug zur lichten Tür,
Wünscht' er sie in den Höllenpfuhl.

Ein staubges Heiligenbild fiel um
Ob unserm großen Frevel.
Als ich die Tür ins Schlosse warf,
Da stank es gar nach Schwefel.

Doch draußen in dem Sonnenlicht
Da küßt ich auch mein Mädchen schon
Und gab der lieben Sünderin
Mit einem Kuß Absolution.
Georg Heym
fueller.gif
Aus der Sammlung Frühwerk
 
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Joseph von Eichendorff
Der wandernde Musikant
1
Wandern lieb ich für mein Leben,
Lebe eben wie ich kann,
Wollt ich mir auch Mühe geben,
Paßt es mir doch gar nicht an.

Schöne alte Lieder weiß ich,
In der Kälte, ohne Schuh'
Draußen in die Saiten reiß ich,
Weiß nicht, wo ich abends ruh.

Manche Schöne macht wohl Augen,
Meinet, ich gefiel' ihr sehr,
Wenn ich nur was wollte taugen,
So ein armer Lump nicht wär. -

Mag dir Gott ein'n Mann bescheren,
Wohl mit Haus und Hof versehn!
Wenn wir zwei zusammen wären,
Möcht mein Singen mir vergehn.

2
Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland lau und blau,
Ging' ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.

In der Nacht dann Liebchen lauschte
An dem Fenster süß verwacht,
Wünschte mir und ihr, uns beiden,
Heimlich eine schöne Nacht.

Wenn die Sonne lieblich schiene
Wie in Welschland lau und blau,
Ging' ich mit der Mandoline
Durch die überglänzte Au.

3
Ich reise übers grüne Land,
Der Winter ist vergangen,
Hab um den Hals ein gülden Band,
Daran die Laute hangen.

Der Morgen tut ein'n roten Schein,
Den recht mein Herze spüret,
Da greif ich in die Saiten ein,
Der liebe Gott mich führet.

So silbern geht der Ströme Lauf,
Fernüber schallt Geläute,
Die Seele ruft in sich: Glück auf!
Rings grüßen frohe Leute.

Mein Herz ist recht von Diamant,
Ein Blum von Edelsteinen,
Die funkelt lustig übers Land
In tausend schönen Scheinen.

Vom Schlosse in die weite Welt
Schaut eine Jungfrau 'runter,
Der Liebste sie im Arme hält,
Die sehn nach mir herunter.

Wie bist du schön! Hinaus, im Wald
Gehn Wasser auf und unter,
Im grünen Wald sing, daß es schallt,
Mein Herz, bleib frei und munter!

Die Sonne uns im Dunkeln läßt,
Im Meere sich zu spülen,
Da ruh ich aus vom Tagesfest
Fromm in der roten Kühle.

Hoch führet durch die stille Nacht
Der Mond die goldnen Schafe,
Den Kreis der Erden Gott bewacht,
Wo ich tief unten schlafe.

Wie liegt all falsche Pracht so weit!
Schlaf wohl auf stiller Erde,
Gott schütz dein Herz in Ewigkeit,
Daß es nie traurig werde!

4
Bist du manchmal auch verstimmt,
Drück dich zärtlich an mein Herze,
Daß mirs fast den Atem nimmt,
Streich und kneif in süßem Scherze,

Wie ein rechter Liebestor
Lehn ich sanft an dich die Wange
Und du singst mir fein ins Ohr.
Wohl im Hofe bei dem Klange

Katze miaut, Hund heult und bellt,
Nachbar schimpft mit wilder Miene -
Doch was kümmert uns die Welt,
Süße, traute Violine!

5
Mürrisch sitzen sie und maulen
Auf den Bänken stumm und breit,
Gähnend strecken sich die Faulen,
Und die Kecken suchen Streit.

Da komm ich durchs Dorf geschritten,
Fernher durch den Abend kühl,
Stell mich in des Kreises Mitten,
Grüß und zieh mein Geigenspiel.

Und wie ich den Bogen schwenke,
Ziehn die Klänge in der Rund
Allen recht durch die Gelenke
Bis zum tiefsten Herzensgrund.

Und nun gehts ans Gläserklingen,
An ein Walzen um und um,
Je mehr ich streich, je mehr sie springen,
Keiner fragt erst lang: warum? -

Jeder will dem Geiger reichen
Nun sein Scherflein auf die Hand -
Da vergeht ihm gleich sein Streichen,
Und fort ist der Musikant.

Und sie sehn ihn fröhlich steigen
Nach den Waldeshöhn hinaus,
Hören ihn von fern noch geigen,
Und gehn all vergnügt nach Haus.

Doch in Waldes grünen Hallen
Rast ich dann noch manche Stund,
Nur die fernen Nachtigallen
Schlagen tief aus nächtgem Grund.

Und es rauscht die Nacht so leise
Durch die Waldeseinsamkeit,
Und ich sinn auf neue Weise,
Die der Menschen Herz erfreut.

6
Durch Feld und Buchenhallen
Bald singend, bald fröhlich still,
Recht lustig sei vor allen,
Wers Reisen wählen will!

Wenns kaum im Osten glühte,
Die Welt noch still und weit:
Da weht recht durchs Gemüte
Die schöne Blütenzeit!

Die Lerch als Morgenbote
Sich in die Lüfte schwingt,
Eine frische Reisenote
Durch Wald und Herz erklingt.

O Lust, vom Berg zu schauen
Weit über Wald und Strom,
Hoch über sich den blauen
Tiefklaren Himmelsdom!

Vom Berge Vöglein fliegen
Und Wolken so geschwind,
Gedanken überfliegen
Die Vögel und den Wind.

Die Wolken ziehn hernieder,
Das Vöglein senkt sich gleich,
Gedanken gehn und Lieder
Fort bis ins Himmelreich.
 
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