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* das geschenkte Kind *

antje

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12. Februar 2005
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Sie hatten das Männlein aus dem Frachtraum eines Übersee-Schiffes geholt: ein dunkelbraunes Kind mit einem roten Tuch um den Kopf, das wie ein Schokoladen-Weihnachtsmann aussah. Irgendwo trieben sie einen Dolmetscher für afrikanische Stammessprachen auf, der den blinden Passagier nach seinem Namen fragte. „Jesus“ sagte das Kind ohne zu lächeln.
Alle hier wußten, daß die Wanderprediger neben dem Christentum nicht auch lebenswerte Verhältnisse in den armen Kontinent hatten bringen können. Aber alle erinnerten sich, daß auch Jesus von Nazareth als sehr armes Kind geboren worden war und sich dieser Status für ihn auch später nie änderte.
Ein Mann von der Ausländerbehörde verlangte die sofortige Rückbeförderung des Kindes. Vertreter der Medien begeisterten sich, Sensationelles berichten zu können. Psychologen warnten -, Mütter weinten. Dann nahm ein Bauer das Kind mit sich, um ihm einen Schlafplatz zu gewähren. „Sie hören noch von uns!“ schrieen die Behörden. --, und der Bauer hob den Kleinen auf seine Arme, um schneller gehen zu können -, und legte ihn zu Hause in eine hölzerne Wiege.
Später dann kamen drei Könige und brachten Nahrung, Kleidung und Geld. Es kamen ein Armen-Anwalt mit vielen Formularen, ein väterlicher Mann mit einem Schulranzen, eine mütterliche Frau mit liebevollen Händen, ein Arzt mit einem Hörrohr ---, und ein Paß-Fälscher.
Draußen hatten sich gehörnte Tiere gegen die heranstürmenden Paragraphen-Reiter gerichtet und kleine Beißer und Stecher diese schützende Armee um die Krippe des Kindes, das man ‚Jesus’ getauft hatte, vervollständigt.
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In diesem Jahr wird irgendwo ein Bauer am Heiligabend aus seinen Träumen erwachen und wissen, daß man niemals die Hoffnung aufgeben darf.
 
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