Das gedopte Hirn - Neuroprothesen und ihre Zukunft

[Miriam]

Wieder wage ich mich an ein wissenschaftliches Thema heran, welches im Rahmen des Denk-Magazins delta vorgeschlagen wird - und morgen, 1.6.06 um 21:00 auf 3sat gesendet wird.

Delta bring des öfteren Sendungen die sich mit den neuen Erkenntnissen im Bereich der Neurowissenschaften befassen. Diesmal zeigt uns das vorgeschlagene Thema, mit welchen Mitteln das Gehirn funktionsfähiger gemacht werden kann - manches ist schon Realität und andere Aspekte sind eigentlich Projekte der Zukunft, doch auch hier gibt es schon beachtliche Erfolge.
Diese Projekte sind in keiner Weise Selbstzweck im Sinne des Erforschens des Machbaren auf diesem Gebiet, sondern finden praktische Anwendung z.B. im Bereich der Traumatologie und des Wiedererlangen von Fähigkeiten, die durch einen Unfall oder z.B. durch einen Schlaganfall verloren gegangen sind. So sollen Blinde wieder sehen können, oder Amputierte sich mit künstlichen Gliedmaßen wieder normal bewegen können.

http://www.3sat.de/delta/92113/index.html

Eines der Themen der Sendung heisst:

Schneller, wacher, leistungsfähiger - Die Optimierung des Gehirns durch "Neuro-Enhancement"

Was bedeutet Neuro-Enhancement? Es ist die Bezeichnung für die Optimierung der Funktionsfähigkeiten des Gehirns durch chemische Mittel. Hier wird es für mich etwas kritisch - aber ich nehme an, dass auch die Diskussion um diesen Punkt kritisch sein wird. Denn dazu gehören z.B. auch Psychopharmaka, die so genannte Stimmungsaufheller sind.
Doch weiss man auch aus der Neuropharmakologie und Neurophysiologie, dass das Gehirn selbst über ein so genanntes Belohnungssystem verfügt.

"Wir wissen, welche Botenstoffe in welchen Teilen des Gehirns dafür verantwortlich sind, dass wir emotionale Glückgefühle erleben, und auf dieser Klaviatur der Neuro-Chemie des Gehirns können wir durchaus spielen." [...] "Die ganze Chemie des Gehirns, die Wechselwirkung zwischen Botenstoffen und ihren spezifischen Rezeptoren, hat sich in Jahrmillionen in der Evolution entwickelt. Wir greifen jetzt, wenn auch möglichst gezielt, von außen in diese Systeme ein, und es mit großer Sicherheit erwarten, dass diese Systeme versuchen werden sich zu wehren und diesen Eingriff in irgendeiner Form zu kompensieren" - sagt der Biochemiker Michael Koch.

Und hier muss auch über das Thema Gehirnwäsche gesprochen werden - ein sehr heikles Thema, denn auch die Geheimdienste und das Militär machen sich die Erkenntnisse der Gehirnforschung zunutze.

http://www.3sat.de/delta/92355/index.html

Ein anderer Aspekt der Sendung heisst:

Der Chip im Kopf - Neue Möglichkeiten für Hirnforschung und Prothetik


Hier werden so wichtige Aspekte diskutiert wie die der Neuroprothesen, die bei Traumatas oder Erkrankungen bei denen Nervenleitungen im Gehirn geschädigt wurden, wieder hergestellt werden könnten. Auch die Cochlea-Implantate gehören dazu - die bei Hörschäden eingesetzt werden könnten.

Ein anderer wichtiger Punkt diesbezüglich, betrifft die Möglichkeiten die sich bei der Parkinsonerkankung bieten würden, oder auch die Retinaimplantate.

http://www.3sat.de/delta/92354/index.html

Auch darüber soll noch diskutiert werden:

Geniale Superhirne - Auf dem Weg zum Übermenschen?

http://www.3sat.de/delta/92356/index.html

Die Gäste der Sendung:

- Peter Fromherz, Max-Planck-Institut für Biochemie, Martinsried

- Thomas Metzinger, Philosophisches Seminar, Universität Mainz

- Volker Sturm, Klinik für Stereotaxie und Funktionelle Neurochirurgie, Kliniken der Universität Köln

Durch die Sendung führt Gert Scobel, Redaktionleiter und Moderator.

Diese Sendung wird Freitag, den 9.06. um 14:00 wiederholt.

 

[diethelm]

Endlich habe ich den Artikel gefunden, den ich vor einem Jahr über einen Teil dieser Thematik im NewScientist gelesen habe: http://www.newscientist.com/channel/being-human/mg18625011.900

Der Wunsch mehr zu scheinen oder seine Erscheinung zu vergrößern, auszuweiten ist ein ganz natürlicher und zieht sich durch die ganze Zoologie. Ein Großteil des Neuro-Enhancements, wenn nicht ohnehin alles davon ist auch auf "unchemischen" Weg erreichbar, nur macht es Mühe, gut, in seltenen Fällen geht es aus anderen Gründen nicht. Es ist halt einfacher, es pillologisch zu ermöglichen. Aber, wir könnten gar nicht derart eingreifen, wäre nicht die biologisch-biochemische Grundlage dazu vorhanden. Opium „funktionierte“ überhaupt nicht, gäbe s nicht den Opoidrezeptor, nur z.B.

Nun gibt es nicht, aber schon gar nichts unter den menschlichen Errungenschaften, das nicht auch missbraucht wird, vor allem militärisch missbraucht wird! Kein Wunder auch, dass sämtliche Ergebnisse aus diesen Forschungen auf ihre militärische Anwendbarkeit abgeklopft werden, wenn sie nicht ohnehin in militärischen Forschungszentren „ausgekocht“ (im chemischen Sinn) werden.

Was sich hier aber bereits ganz deutlich abzeichnet, dass die Moral, die Ethik sich ganz besonders schnell den Bedürfnissen anpasst, dass „die abendländischen Werte“ absolut wandelbar und bei weitem nicht fest sind.

diethelm