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Darwin

AW: Darwin

Die seriöse Wissenschaft reagiert viel zu passiv auf die Erfolge der Fundamentalisten.

Erfolge?
Wenn man etwas mit großer Lautstärke absondert, wird's auch nicht besser.

Die Wissenschaft begibt sich doch nicht auf jede beliebige Ebene und vertrödelt ihre Zeit mit solchen fruchtlosen Diskussionen, die in die Tonne gehören, das hält nur auf. :geist:
 
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AW: Darwin

Hier doch noch etwas ziemlich Aktuelles
(zum Thema "Evolution"):

DER SPIEGEL 23.02.2009, 18:19 Uhr

EVOLUTION
Darwins Gegner holen zum Gegenschlag aus
Darwin-Gegner gibt es nicht nur in den USA: Auch in Europa machen Hardcore-Kreationisten und Intelligent-Design-Anhänger Boden gut - und kämpfen dafür, ihre Ansichten auf die Bio-Lehrpläne zu bringen.
Die seriöse Wissenschaft reagiert viel zu passiv auf die Erfolge der Fundamentalisten.

Von Jens Lubbadeh

Hallo Reinhard,

hier etwas noch Aktuelleres zum Thema "Evolution":

http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,611708,00.html

"Biologische Evolution: Fakten und Theorien".
Unterzeile: "Eine kritische Bewertung, 150 Jahre nach 'The Origin Of Species'".

So lautet der Titel der Konferenz, die der Vatikan derzeit an der Gregorianischen Universität in Rom veranstaltet ...
Im vielerorts zelebrierten Darwin-Jahr will der Vatikan beim Reizthema Evolution offenbar zeigen, wo er steht ...
Auch mit der Vatikan-Konferenz zur Evolution will die katholische Kirche klar vermitteln: Glaube und Wissenschaft sind vereinbar. So waren Kreationisten bei der Konferenz offenbar unerwünscht. Die trockene Begründung der Organisatoren: Man wolle eine "intellektuell strenge" Konferenz abhalten - und in ein solches Konzept passt Kreationismus light aus den USA offenbar nicht hinein.

Na, das ist doch eine erfreuliche Nachricht aus dem Hause Vatikan.
Wie aber verkraftet der Vatikan die Evolutionstheorie wirklich?

Gruss
Hartmut
 
AW: Darwin

Zitiert von Hartmut:

Auch mit der Vatikan-Konferenz zur Evolution will die katholische Kirche klar vermitteln: Glaube und Wissenschaft sind vereinbar. So waren Kreationisten bei der Konferenz offenbar unerwünscht.

Zwar kenne ich nicht genau die Fakten dieser Konferenz die der Vatikan organisiert hat.

Man sollte aber unbedingt zwischen Kreationisten und Intelligent Design unterscheiden: die Kreationisten erklären die Welt und ihre Entstehung nur mit der Bibel – das haben die "Intelligent Designer" nie gemacht – da sie sich ja wissenschaftlich geben und eben dadurch m.E. viel gefährlicher sind.
Wo liegt der Knackpunkt? Vertreter des ID akzeptieren zwar die natürliche Selektion – betonen aber, dass man diese Theorie unbedingt ergänzen muss. So bliebe zu erklären, wer oder was diese Intelligenz sei, die das Design bestimmt.
Diese Intelligenz sei eher in den Basiswerken der Religionen zu finden - behaupten die Vertreter des ID.

Freundliche Grüße

Stefanie
 
AW: Darwin

Wie aber verkraftet der Vatikan die Evolutionstheorie wirklich?

Eine gute Frage, Hartmut!

Hallo Reinhard,

ich habe in dieser Frage mal etwas recherchiert und folgendes gefunden:

Der verstorbene Papst Johannes Paul II. erklärte, die Evolutionstheorie, wonach die heute existierenden Lebewesen sich in einem komplizierten Prozess aus einfachsten Formen des Lebens entwickelt haben, sei nicht mehr nur als reine Hypothese zu betrachten. Doch werfe dies nach seiner Darstellung keine Glaubenswahrheiten um.

Der Papst äußerte sich 1996 in einer von der offiziellen Zeitung des Vatikans, dem Osservatore Romano, veröffentlichten Botschaft an die Päpstliche Akademie der Wissenschaft. Diese befasste sich auf einer Tagung im Vatikan mit dem Ursprung des Lebens und der Evolution. Der Papst berührte mit seinen Ausführungen die oftmals diskutierte Frage, wie sich der biblische Schöpfungsmythos von Adam und Eva vereinbaren lässt mit der vor über 100 Jahren vom britischen Naturforscher Charles Darwin und anderen Wissenschaftlern aufgebrachten Vermutung, der Mensch stamme gewissermaßen vom Affen ab.

Johannes Paul II. wies in seiner Botschaft ausdrücklich darauf hin, dass sich das Lehramt der katholischen Kirche mit diesen Fragen bereits befasst habe, so 1950 sein Vorgänger Pius XII. in der Enzyklika Humanae generis. Im Licht des damaligen Forschungsstandes habe dieser die Doktrin des Evolutionismus als "ernstzunehmende Hypothese bewertet, die einer Erforschung und vertiefenden Reflexion würdig sei. Heute, etwa ein halbes Jahrhundert nach der Veröffentlichung der Enzyklika, bringen neue Erkenntnisse uns dazu, die Theorie der Evolution nicht mehr nur als eine reine Hypothese zu erachten", merkte Johannes Paul II. dazu an. Diese Theorie habe sich bei den Forschern schrittweise durchgesetzt. "Die weder gesuchte noch provozierte Übereinstimmung der Ergebnisse von unabhängig voneinander ausgeführten Arbeiten stellt für sich ein bedeutsames Argument zugunsten dieser Theorie dar“, schrieb Johannes Paul II.

Zugleich betonte der Papst jedoch, der Mensch sei gemäß der Offenbarung nach dem Bild Gottes geschaffen worden, und dies sei "eine der Achsen des christlichen Denkens". Das Zweite Vatikanische Konzil habe daran erinnert, dass der Mensch das einzige Wesen sei, das Gott um seiner selbst willen gewollt habe. "Wenn der menschliche Körper seinen Ursprung in der lebenden Materie hat, die vor ihm existierte, dann ist doch seine Seele unmittelbar von Gott geschaffen", schrieb der Papst, indem er die Enzyklika von Pius XII. zitierte.

Der Vatikan verkraftet die Evolutionstheorie also dadurch, dass er Körper und Seele trennt und die Seele als das Göttliche sieht.

Gruss
Hartmut
 
AW: Darwin

Zitiert von Hartmut:


Zwar kenne ich nicht genau die Fakten dieser Konferenz die der Vatikan organisiert hat.

Man sollte aber unbedingt zwischen Kreationisten und Intelligent Design unterscheiden: die Kreationisten erklären die Welt und ihre Entstehung nur mit der Bibel – das haben die "Intelligent Designer" nie gemacht – da sie sich ja wissenschaftlich geben und eben dadurch m.E. viel gefährlicher sind.
Wo liegt der Knackpunkt? Vertreter des ID akzeptieren zwar die natürliche Selektion – betonen aber, dass man diese Theorie unbedingt ergänzen muss. So bliebe zu erklären, wer oder was diese Intelligenz sei, die das Design bestimmt.
Diese Intelligenz sei eher in den Basiswerken der Religionen zu finden - behaupten die Vertreter des ID.

Freundliche Grüße

Stefanie

@Stefanie!

In diesem Zusammenhang erinnere ich an das Buch
von Pablo, der hier im Forum lange intensiv mitgedacht
hat:

http://www.derspekulant.info/rezension.php

_______________________

@Hartmut!

Danke für die Information!

Ja, das "Leib-Seeleproblem" ist hier wohl auch
schon (lange) abgehandelt worden - im Rahmen
von "Evolution" etc.!?

Meine Mittagspause ist fällig.
 
AW: Darwin und Maeterlinck

aus: Das Leben der Bienen von Maurice Maeterlink

Über Entwicklung und Evolution
Soviel können wir mit unseren Augen sehen. Wie man zugeben wird, sind dies ein paar ausschlaggebende Tatsachen und ein gutes Argument gegen die Ansicht derer, die da meinen, daß aller Verstand unbeweglich und in eherne Formen gegossen ist, ausgenommen der menschliche.
Wenn wir die Hypothese der Entwicklung aber einen Augenblick zugeben, so wird das Schauspiel größer , und sein unbestimmter, gewaltiger Schein reicht bis an unser eigenen Geschicke. Es ist nicht augenscheinlich, aber wer sich ernstlich damit beschäftigt, für den ist es nicht mehr zweifelhaft, daß in der Natur ein Wille herrscht, der danach trachtet, einen Teil der Materie auf eine höhere, vielleicht auch bessere Stufe zu erheben und ihre Oberfläche allmählich mit jenem geheimnisvollen Fluidum zu überziehen, das wir zuerst das Leben, dann den Instinkt und kurz danach den Verstand nennen, ein Wille, der die Existenz alles dessen, was einem unbekannten Ziele zustrebt, zu sichern, zu organisieren und zu erleichtern trachtet. Es steht nicht fest, aber viele Beispiele, die wir um uns haben, laden zu der Annahme ein, daß die Materie, die sich von Urbeginn an dergestalt erhoben hat, gesetzt, daß man sie wägen und zählen könnte, nicht aufgehört hat, zuzunehmen. Im wiederhole es: die Annahme steht auf schwachen Füßen, aber sie ist die einzige " über die verborgene Kraft, welche uns lenkt, zu der wir ein Recht haben, und das ist viel in einer Welt, in der unsere erste Pflicht die Zuversicht zum Leben ist, selbst dann, wenn man keine ermutigende Gewissheit darin entdecken würde, und solange es keine gegenteilige Gewissheit gibt.
Ich weiß, was man gegen die Entwicklungslehre alles einwenden kann. Sie hat zahlreiche Beweise und starke Gründe für sich, aber sie sind nicht notwendig überzeugend. Man darf sich den Wahrheiten eines Zeitalters nie rückhaltlos anvertrauen. In hundert Jahren werden vielleicht viele Kapitel in unseren Büchern, die von ihr durchtränkt sind, deswegen veraltet sein, wie heute die Werke der Philosophen des achtzehnten Jahrhunderts, die von einer zu vollkommenen Menschheit ausgehen, die es nicht gibt, oder so viele Werke des siebzehnten Jahrhunderts, die befleckt werden durch den Gedanken des kleinlichen und strengen Gottes der von so vielen Lügen und Eitelkeiten entstellten katholischen Tradition.
Trotzdem ist es gut, wenn man die Wahrheit über eine Sache nicht wissen kann, die Hypothese anzunehmen, die sich in dem Augenblick, wo der Zufall uns ins Leben gerufen hat, dem Verstande am unabweislichsten aufdrängt. Man kann wetten, daß sie falsch ist, aber solange man sie für wahr hält, ist sie nützlich, belebt sie die Gemüter und gibt unserer Wissbegier eine neue Richtung. Es mag auf den ersten Blick weiser erscheinen, diese feinsinnigen Hypothesen durch die einfache, tiefere Wahrheit zu ersetzen, daß wir nichts wissen.
Aber diese Wahrheit wäre nur dem ersprießlich, wenn es bewiesen wäre, daß wir nie etwas wissen werden. Inzwischen würde sie uns in einer Unbeweglichkeit erhalten, die verderblicher ist, als die törichtesten Illusionen. Wir sind so geschaffen, daß uns nichts höher und weiter trägt, als die Sprünge unserer Irrtümer. Im Grunde danken wir das Wenige, was wir wissen, den gewagtesten, oft geradezu absurden Hypothesen, die zumeist weit unkluger sind, als die heutige. Sie waren vielleicht sinnlos, aber sie haben die Glut der Erkenntnis in uns geschürt. Mag der, welcher am Herde der Herberge der Menschheit wacht, blind oder im höchsten Alter sein: was tut das dem Wanderer, der friert und sich an seine Seite setzt? Wenn das Feuer unter seiner Obhut nicht erloschen ist, so hat er getan, was der Beste nicht besser machen könnte. Übertragen wir diese Glut, und zwar nicht wie sie ist, sondern gesteigert; und nichts kann sie so mehren, wie diese Entwicklungshypothese, die uns zwingt, alles, was auf und unter dieser Erde, in den Tiefen des Meeres und an der Feste des Himmels ist, fortan nach strengeren Methoden und mit anhaltenderer Leidenschaft zu befragen. Was gibt es zum Ersatz für sie, und was sollen wir an ihre Stelle setzen, wenn wir sie verwerfen? Etwa das große Geständnis der gelehrten Unwissenheit, die sich selbst erkennt, ein Geständnis, das gewöhnlich so tatlos und für die Wissbegier, die dem Menschen nötiger ist, als selbst die Weisheit, so entmutigend ist, oder die Hypothese von dem Beharren der Arten und der göttlichen Schöpfung, - die noch unbewiesener ist, als die unsere, und die den lebendigsten Teil des Problems für immer von sich abschiebt, indem sie das Unerklärliche zu befragen vermeidet?


Gruß Fritz
 
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AW: Darwin

@bei Fritz (eben oben):

Man darf sich den Wahrheiten eines Zeitalters
nie rückhaltlos anvertrauen.
- Maurice Maeterlink, Das Leben der Bienen
 
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