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* Am Tag danach*

antje

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Registriert
12. Februar 2005
Beiträge
11
Am Tag danach ...

... schrieen sie nicht mehr. All ihr Entsetzen, ihre Angst und ihre Trauer hatten sie der Katastrophe entgegen und danach hinterher gebrüllt ..., stundenlang, auch noch in der Nacht.
Jetzt waren ihre Stimmen heiser, die Gefühle in ihren Augen erloschen. Jetzt weinten sie nur noch in ihrer Gewißheit, während andere sich ungerührt erneut den sonnenbeglänzten Wassern anvertrauten. Es war still geworden in diesen vergnüglichen Landschaften, als das Rauschen der Wellen und das Schreien der Menschen aufgehört hatten. Und es war nichts mehr wie vorher.
Es gab einen TV-Sender, der tagelang und den ganzen Tag immer wieder das Grauen beschrieb, um jeden, der nicht betroffen war, zu wecken aus seinem genußvollen Wohlstand, aus seiner naturberuhigten Umgebung und aus seinen gewohnten Gefühlen. Aufzurütteln -, um bei der Vorstellung ertrinkender Kinder in seinem lässigen Dasein neues Gedankengut über bestrafte Unschuld aufzubauen. Wach zu machen -, um über mehr als den heutigen Tag nachzudenken, - über Verlust, Schmerz und Armut. Darüber, daß scheinbar großzügige Spenden, gerührte Reden und kühle Diskussionen ein Insichgehen und ein stilles Gedenken nicht ersetzen können. Nach der Sintflut sollten nicht nur die Betroffenen aufwachen, sondern alle anderen sich bewußt sein, daß alles menschliche Können seine Grenzen hat.
 
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