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Al-Qaida, Osama bin Laden und einige Fehler der USA betreffend Terrorismus

Miriam

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26. Juni 2005
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9.722
Das Buch welches mich dazu bewegt dieses Thema hier anzusprechen heißt: "Der Tod wird euch finden" – sein Autor ist Lawrence Wright (Originaltitel: "The Looming Tower").

Vor einigen Wochen ist das Buch auch in deutscher Übersetzung erschienen und ich habe es noch nicht bis zum Ende gelesen, aber zusätzlich zur spannenden Lektüre, habe ich den Autor im Rahmen einer Sendung in einem Interview gesehen in der dieses Werk besprochen wurde.

Vorweg noch diese wichtige Anmerkung: Lawrence Wrights Buch basiert auf über sechshundert Interviews, die er im Nahen und Mittleren Osten geführt hat. Dabei belichtet er hauptsächlich die Biographien von vier Personen:

- John O’Neill, der bei der FBI der oberste Terrorfahnder gewesen ist und am 11.9 beim Einsturz des World Trade Center starb,
- Prinz Turki al-Faisal, Chef des saudischen Geheimdienstes
- Ayman al-Sawahiri der engste Vertraute Bin Ladens,
- Osama bin Laden, der natürlich die Hauptfigur ist. Diese erst einzeln beschriebenen Lebensläufe fügt Wright dann zusammen, sie alle haben ihre Rolle in der Geschichte der al-Qaida bzw. in ihrer Bekämpfung gespielt.

Ich möchte mit diesem Thread nicht nur auf einige weniger bekannte Facetten der Persönlichkeit Bin Ladens eingehen, sondern eher manche der wahren Aspekten die die terroristischen Organisationen aufweisen, hinter den Legenden die sich Rund um diese Bewegung gebildet haben, ansprechen.
Mit diesem Aspekt möchte ich auch beginnen.

Eines der falschen Bilder ist z.B. die Einheit verschiedener Organisationen die zum Terrorismus gehören. Lawrence Wrights großer Verdienst ist unter anderem, dass er unterschiedliche Facetten belichtet und dadurch wie kein anderer den Terrorismus beschrieben hat, der eigentlich aus sehr unterschiedlichen und sich oft gegenseitig bekämpfenden Organisationen besteht..
Es zeigt sich wieder, dass nur vielseitige Befragungen eine Szene erfassen können – wenn natürlich derjenige dem dieses Material zur Verfügung steht auch die Zusammenhänge erkennt.

Es scheint mir tatsächlich von Bedeutung die Legenden Rund um bin Laden bzw. Rund um den Terrorismus mal aufzuzeigen, um sich richtig mit diesem Thema zu befassen, sowohl was seine Wurzeln betrifft als auch die richtige Einordnung der Gefahren die der westlichen Welt aus dieser Richtung drohen - und dazu gehört auch die wahre Geschichte ihrer Führungsköpfe.
Dies alles bedeutet keineswegs eine Verharmlosung der Rolle von Bin Laden und schon gar nicht des internationalen Terrorismus.

Sehr aufschlussreich ist der Hinweis von Wright, dass die erste Generation der führenden Köpfe der al-Qaida fast alle aus der selben sozialen Schicht stammen: sie kommen aus völlig intakten Familien – eher aus der oberen bis Mittelschicht, fast keiner hat eine religiös-fanatische Schule besucht, waren oder sind selber nicht religiös. Viele haben einen Hochschulabschluss und hatten entweder in Europa oder in den USA studiert. Man kann sie als gebildet bezeichnen, denn sie beherrschen u.a. gut mehrere Sprachen.

Dies ist auch für Osama bin Laden, bzw. für seinen Verbündeten und Strategen der al-Qaida, Ayman al-Zawahiri, gültig.

Ganz anders die folgende Generation der al-Qaida: die Protagonisten der jetzigen Terrorszene, hauptsächlich in den europäischen Ländern, kommen eher aus ärmlichen Verhältnissen, Söhne der Einwanderer, ohne konkrete Perspektiven, die sowieso nichts zu verlieren haben und für die al-Qaida fast schon zum Kult erhoben wurde. Auch wenn dies mit dem Tod zu bezahlen sei: es ist in ihrer Vorstellung der einzige Ort der ihnen eine Identität verleiht. Ausserdem spielen hier die religiös-fanatischen Schulen die viele besucht haben, eine beachtliche Rolle.
Die erste Generation, von denen sie eigentlich nur die Legenden kennen, sind für sie wahre Helden.

Aus lesetechnischen Gründen (die Länge des Textes), möchte ich das Thema erst in einem zweiten Beitrag fortsetzen, natürlich könnte man jetzt schon zum ersten Teil diskutieren.

Freundliche Grüße

Miriam

 
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AW: Al-Qaida, Osama bin Laden und einige Fehler der USA betreffend Terrorismus


- John O’Neill, der bei der FBI der oberste Terrorfahnder gewesen ist und am 11.9 beim Einsturz des World Trade Center starb,
- Prinz Turki al-Faisal, Chef des saudischen Geheimdienstes
- Ayman al-Sawahiri der engste Vertraute Bin Ladens,
- Osama bin Laden, der natürlich die Hauptfigur ist. Diese erst einzeln beschriebenen Lebensläufe fügt Wright dann zusammen, sie alle haben ihre Rolle in der Geschichte der al-Qaida bzw. in ihrer Bekämpfung gespielt.

Sehr aufschlussreich ist der Hinweis von Wright, dass die erste Generation der führenden Köpfe der al-Qaida fast alle aus der selben sozialen Schicht stammen: sie kommen aus völlig intakten Familien – eher aus der oberen bis Mittelschicht, fast keiner hat eine religiös-fanatische Schule besucht, waren oder sind selber nicht religiös. Viele haben einen Hochschulabschluss und hatten entweder in Europa oder in den USA studiert. Man kann sie als gebildet bezeichnen, denn sie beherrschen u.a. gut mehrere Sprachen.

Dies ist auch für Osama bin Laden, bzw. für seinen Verbündeten und Strategen der al-Qaida, Ayman al-Zawahiri, gültig.

Ganz anders die folgende Generation der al-Qaida: die Protagonisten der jetzigen Terrorszene, hauptsächlich in den europäischen Ländern, kommen eher aus ärmlichen Verhältnissen, Söhne der Einwanderer, ohne konkrete Perspektiven, die sowieso nichts zu verlieren haben und für die al-Qaida fast schon zum Kult erhoben wurde. Auch wenn dies mit dem Tod zu bezahlen sei: es ist in ihrer Vorstellung der einzige Ort der ihnen eine Identität verleiht. Ausserdem spielen hier die religiös-fanatischen Schulen die viele besucht haben, eine beachtliche Rolle.
Die erste Generation, von denen sie eigentlich nur die Legenden kennen, sind für sie wahre Helden.


hallo, miriam!

also mit einigem hat der autor aber nicht ganz recht!

1. John O'Neill war beim FBI nur der offiziell höchste Terrorfahnder, die netzwerke koordiniert (Counterterroism Council [mit CIA, NSA, INTERPOL,...] und demnach am besten in bild war ein mann namen James Neil (ist jetzt aber nicht mehr dort angestellt))

2. und das ist schwerwiegender, die situation mit den terroristengenerationen ist genau andersherum, wie sich auch gestern wieder gezeigt hat.
früher waren es die schläfer, die vom ausland einwanderten, um dann zuzuschlagen, die die sich nur wenig integriert hatten. allerdings waren diese auch wohlgebildet (ich denke gerade an Habesch oder die gruppe "schwarzer september" von münchen), sonst würde man ja gar nicht die fähigkeiten besitzen so aus dem untergrund heraus zu operieren. terroristen kommen nie aus den untersten schichten, weshalb sie auch meist ein avantgarde-denken besitzen (al-qaida, RAF, PFLP-SC, FIS,...).
aber gestern, london, madrid und nocheinmal london haben gezeigt, dass die terroristen aus den familien kommen, die gut integriert worden sind, die schon nach westlichem modell leben (was gerade ihre kinder wieder dem fundamentalismus zuführt) kommen. in london dieses jahr, wo chemikalien in autos lagerten und die mutmaßlichen täter egschnappt worden, waren 2/3 davon doktoren aus angesehenen muslimischen familien! sind in london aufgewachsen. in deutschland waren ja 2/3 der personen konvertiten (blödes wort!), d.h. es waren deutsche, die zum islam übergetreten sind.

ich habe mir dies schon vor etwa 2-3 jahren gedacht, wann so etwas endlich passieren wird, dass deutsche aus wahrheitsfindungsgründen und wut gegen den staat wieder terrorismus betreiben. ich glaube kaum, dass die islamische kultur den beiden so gut gefallen hat, eher die festen bindungen, die sinngebung durch starke abgrenzung der welt ins Dar-al-Islam und das Dar-al-Garb, also in muslimisch und heidnisch, und eben die wut auf staat und die USA mit ihren imperialistischen gehabe!
 
AW: Al-Qaida, Osama bin Laden und einige Fehler der USA betreffend Terrorismus

Ich frage mich mehr und mehr, inwieweit wir es eigentlich beim islamistischen Terror mit einem Medienproblem zu tun haben.

Was treibt eigentlich sonst in so kurzer Zeit so viele Muslime in eine solche Radikalität, die vor 10 Jahren so jedenfalls nicht sichtbar war. Als ich durch die Bilder der entführten Boeing "Landshut" im Zusammenhang mit dem heißen Herbst 1977 gesehen habe, habe ich mich gefragt, ob nach heutigen Maßstäben die Passagiere überhaupt noch die geringste Überlebenschance gehabt hätten.
Vermutlich nein.

Zwar gab es Selbstmordattentate bereits vor dem 11. September. Das mediale Großereignis hat aber alle Dämme gebrochen, so scheint es. Die davon ausgehende Signalwirkung und die Gewißheit, daß auch das scheinbar unmögliche möglich ist, ist das eigentlich Fatale, denn es stellt sich seitdem die Frage der möglichen Steigerung. Und das treibt die "Nachahmer", die nicht mehr die Finanzgewalt eines Bin Laden benötigen, voran.

@ps1: Deinen Beitrag finde ich sehr fundiert und gut. Nur, Kerl: Wann konvertierst Du endlich zur Groß- und Kleinschreibung, damit dem Inhalt Deiner Beiträge auch die angemessene Form zukommt?

Inhaltlich nicht ganz klar komme ich mit dem Begriff "Imperialismus". Gar nicht so sehr, weil ich Dir direkt widersprechen möchte, möglicherweise läßt sich den USA wirklich Imperialismus vorwerfen, mag man sich drüber streiten. Aber in der Tendenz glaube ich, daß wir mit den Mustern des Kalten Krieges nicht mehr wirklich weiter kommen. Ich sehe den islamistischen Terror nicht so sehr sozial und wirtschaftlich bedingt als vielmehr eine verheerende Identifikationskrise und den Verlust der Gelassenheit auf seiten vieler Moslems. So entwicklen sich aus harmlosen Menschen gefährliche Attentäter.

Das Problem ist kaum lösbar, es würde eine regelrechte Bewußtseinänderung bedingen, sozusagen weg vom 11. September.

Gruß
Zwetsche
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
AW: Al-Qaida, Osama bin Laden und einige Fehler der USA betreffend Terrorismus

Hallo psb... und zwetsche,

danke Euch, aber vorläufig fahre ich fort mit dem Versuch hier einige Erzählstränge des Buches "Der Tod wird Euch finden" zu verfolgen.
Diesmal möchte ich einiges über die Person Osama bin Ladens schreiben – und seinem Weg zur Galionsfigur von al-Qaida.
Dabei aber gilt mein Interesse auch diesem Aspekt: die Rolle der USA in dem was man den Aufbau der Person Bin Ladens nennen könnte.
Mit anderen Worten: welche Fehlentscheidungen haben die Amerikaner in der Einschätzung und dann in der Bekämpfung des Terrorismus getroffen? Dazu etwas mehr in der Folge.

Zur Person Bin Ladens gibt der Autor ernüchternde Details die m.E. zugleich manche Erklärungen liefern zum legendenumwobenen, von mysteriösen Krankheiten heimgesuchten "Helden". Wie so ein Mensch dessen psychische Gesundheit zu Recht von manch einem in Frage gestellt wird zu einer Leitfigur werden kann, lässt sich auch durch das Buch verfolgen. Dazu mehr in einem nächsten Beitrag.

Wer war eigentlich Osama bin Laden bevor er zu dieser Heldenfigur wurde?

Als junger betuchter Mann unterstützt er zwar materiell islamische Terroristen – aber er ist eigentlich ein Bauer, bzw. neben seinem Vater auch Unternehmer - und erstaunlich sind einige seiner sehr naiven Vorstellungen. Zum Teil kommen diese Vorstellungen die er mit vielen anderen jungen Arabern seiner Generation teilt, auch aus einer bei diesen Jugendlichen besonders beliebten Ecke: aus manchen Serien des amerikanischen Films. Dazu zählt zum Beispiel die fast schon zum Kult erhobene Serie Bonanza, aber auch Westernfilme mit besonders blutigen Szenen.

So ist es auch kein Zufall, dass später in den Trainingcamps des terroristischen Netzwerkes solche Filme vorgeführt werden.

Doch welche waren konkret einige der Fakten die den Werdegang von bin Laden vom Finanzier zur charismatischen Galionsfigur der al-Qaida machen?

Hier übernehme ich ein Fragment aus einem Fernsehinterview das Andrea Meier, Schweizer Journalistin, mit Lawrence Wright geführt hat.
Achtung, dies ist die reinste Fleißarbeit gewesen, ich musste das Band immer wieder zurückspulen um den Text ins Schriftliche zu übertragen – bitte dabei die evtl. Flüchtigkeitsfehler zu entschuldigen.:


Andrea Meier: Was waren denn die größten Fehler die die Amerikaner mit bin Laden gemacht haben?

Lawrence Wright: Es gab viele Fehler, aber ich glaube der erste schlimmste Fehler war, dass sie ihn aus dem Sudan vertrieben haben.
Im Sudan war er ein Unternehmer, ein Landwirt, er hatte eine feste Adresse und jeder wusste wo er steckte. Die Amerikanischen Behörden haben die Sudanesischen Behörden angesprochen und gesagt, wir wollen, dass Ihr ihn rausschmeißt. Darauf warnten die Sudanesischen Behörden, dass er dann nach Afghanistan gehen würde und es dann schwieriger sein wird ihn gefangen zu nehmen. Die Amerikaner antworteten darauf: OK – wir wollen, dass er den Sudan verlässt.
Und nach einem Monat nachdem er den Sudan verlassen hatte, hat er dann Amerika den Krieg erklärt.


Im Folge dieses von den Amerikanern ausgeübten Druckes, verlässt bin Laden 1996 endgültig den Sudan und geht nach Afghanistan wo er die Führung der schon bestehende Terrororganisation al-Qaida übernimmt.

Es kommt hinzu die andere Führungspersönlichkeit, ohne der eigentlich die Terrororganisation in dieser Form nicht denkbar ist: Ayman al-Sawahiri.

So verfolgt ein anderer Erzählstrang des Buches dessen Weg, der eigentlich als der Stratege, der Kopf von Al-Qaida betrachten wird.
Dieser ist zugleich auch genug intelligent um zu wissen: eine charismatische Figur ist dabei sehr wichtig – und dazu baut er Osama bin Laden auf.

Einen Aspekt hervorzuheben auf dem Lawrence Wright hinweist, scheint mir sehr wichtig: die Rolle die die Folter im Allgemeinen in der Orientierung zum Terrorismus spielt – denn oft ist diese mit einer der Gründe nach solchen Erlebnissen sich der Terrorszene anzuschließen. Dabei weist der Autor auch auf die ägyptischen Wurzeln hin – waren es doch die Ägyptischen Gefängnisse in denen Ayman al Zawahiri gefoltert wurde.

Ayman al Zawahiri hatte sich zwar schon 1966 (da war er 15 Jahre alt) für einen militärischen Kampf gegen diejenige die er als die Feinde des Islams betrachtete entschieden, bildete dafür eine Organisation dessen Kampf aber keineswegs gegen die Zivilbevölkerung gerichtet werden sollte.
1981 wurde er nach der Ermordung von Anwar al-Sadat (Ägyptens Präsident) verhaftet und brutalen Folterungen unterzogen. Mit ihm zusammen erlitten auch andere seiner Organisation dasselbe Schicksal. Alle waren sie völlig radikalisiert als sie die Haft verließen.
Der Schwur Rache zu üben wurde seitdem Bestandteil des Terrorismus.

Gruß

Miriam


 
AW: Al-Qaida, Osama bin Laden und einige Fehler der USA betreffend Terrorismus

hallo, miriam und zwetsche!

@Zwetsche
Eigentlich ist mir der Inhalt viel mehr wert als irgendwelche Äußerlichkeiten, aber, na gut, da du mich so nett bittest:clown2: und es diesem Thema angemessen ist, werde ich im Folgenden mal groß schreiben.

Ich sprach vom Imperialismus der USA, weil es einfach Imperialismus nach allen gültigen Definitionen anerkannter internationaler Polit-und Geschichtsexperten. Das soll keine Hommage an die Zeit des Kalten Krieg sein, aber wahre Begriffe sind nun mal anzuwenden.
Die Medien sind wahrscheinlich ein Schhlüssel in der Arbeit des Terrorismus. Arafat hatte schon nach München 1972 gesagt, dass er eigentlich es nicht passend und rational fand, dass bei einem solch friedlichen Ereignis Menschen entführt werden sollten. Aber er sagte auch im Nachherein (1986), dass dieses Ereignis der palestinensischen Sache sehr weiter geholfen habe. "Das palestinensische Problem wurde nun für alle sichtbar!"
Heute sind Medien immer mehr meinungsbildend, selektiv (ich sag dazu scheinoffen). Das Erkennen des Problems der Medien, die den Terroristen eine Projektionsfläche bieten, wird meiner Ansicht dazu führen, dass die Pressefreiheit weiter eingeschränkt werden wird.

@miriam

hatte Bin Laden nicht schon indirekte Kontakte zu dem Anschlag aufs WTC, drei Jahre bevor er aus dem Sudan raus musste? Es ist übrigens nicht überraschend, dass von Ägypten, hier mit Al-Zawahiri, aus der moderne Fundamentalismus in die Welt gekommen ist. ER ist ja noch eine sehr neue Strömung im Vergleich zur 1400 Jahre alten Geschichte des Islams. Die Muslimbrüderschaft ist heutzutage nach 80 Jahren Wirken immer noch aktiv, hat durch unabhängige Kandidaten Fürsprecher sogar im Parlament! Übrigens auch Arafat hat seine Positionen auch mit in Kairo geformt, dort hatte er enge Kontakte zu dieser Organisation, war vielleicht sogar selbst Mitglied!
 
AW: Al-Qaida, Osama bin Laden und einige Fehler der USA betreffend Terrorismus

Hallo psb..., Zwetsche und auch die anderen die hier lesen,

ps schrieb:
hatte Bin Laden nicht schon indirekte Kontakte zu dem Anschlag aufs WTC, drei Jahre bevor er aus dem Sudan raus musste?

konkret auf deine Frage betreffend Osama und seine frühesten Kontakte bzw. Rolle bei der Planung des 11.9: ich denke, dass ich mich missverständlich ausgedrückt habe – natürlich ist er einer derjenigen die eine federführende Rolle auch vor 1996 spielt.

In meinem Satz (Beitrag #4) :
Im Folge dieses von den Amerikanern ausgeübten Druckes, verlässt bin Laden 1996 endgültig den Sudan und geht nach Afghanistan wo er die Führung der schon bestehende Terrororganisation al-Qaida übernimmt.
fehlt der Hinweis, dass derjenige der 1988 al-Qaida gegründet hat, eben Osama bin Laden war. Die konkrete Führung übernimmt er dann 1996.

Zur Zusammensetzung der al-Qaida, bzw. deiner Frage psb.. nach der sozialen Zugehörigkeit der Mitglieder, werde ich wieder eine kleine Fleißarbeit verrichten und im Anschluß an diesem Beitrag, den entsprechenden Absatz aus dem Buch von Lawrence Wright hier einsetzen.
Jetzt aber erst einiges zur Persönlichkeit von Osama bin Laden.

Auch wenn einige Fakten die das Buch von Lawrence Wright enthält skurril klingen, sie sind durch Zeitzeugen belegt und zeigen m.E. eines: wie stark die Legendenbildung beim Aufbau mancher Helden mitspielt.
Brauchen wir sie tatsächlich so sehr diese heldenhafte Figuren – wieso wird ihre wahre Geschichte so selten hinterfragt? Wie gefährlich sind solche Leitfiguren?

Besonders relevant und auch etwas erheiternd dieses Detail, welches nur als eine der gleich gelagerten Geschichten das wiederholte Versagen der Hauptfigur Osama bin Laden, verdeutlicht:
als er gegen die Sowjetunion in Afghanistan kämpft, wo er von lauter unfähigen Mitkämpfern begleitet wird, erzählt man sich zum Beispiel, dass in einem dieser kläglich geführten Kämpfen Bin Laden nicht aktiv dabei war, wegen seiner Magenkrämpfe und Schwindelgefühle. Dies die eine Version.

Eine zweite Version wird uns von den Dschihadisten geliefert, da lautet die Geschichte anders: er sei in seiner Stellung, trotz des Beschusses eingeschlafen, da er dies alles so gelassen hinnahm.
Die Wahrheit aber die Lawrence Wright durch seine Interviews herausfindet: Bin Laden war damals unfähig zu handeln, da er vor Schreck in Ohnmacht gefallen war.
Man sollte aber hinzufügen: Bin Laden ist tatsächlich schwer krank, alle Symptome die er aufweist deuten auf einen Morbus Addison.

Nochmals der Hinweis an dieser Stelle: dies alles bedeutet keineswegs eine Verharmlosung der Rolle von Bin Laden und schon gar nicht des internationalen Terrorismus. Aber es scheint mir tatsächlich von Bedeutung die Legenden Rund um Bin Laden mal aufzuzeigen, um sich richtig mit dem Thema Terrorismus, sowohl was seine Wurzeln betrifft als auch um seine Gefahren richtig einordnen zu können - und dazu gehört auch die wahre Geschichte ihrer Führungsköpfe.

Noch ein Detail aus Bin Ladens Lebenslauf und seinen wahren Fähigkeiten als Stratege, möchte ich hier kurz wiedergeben: er hatte zur Zeit der Besatzung Kuwaits durch den Irak, der saudischen Regierung einen Plan vorgelegt, nachdem die irakische Armee mit Hilfe von Bulldozern, hergestellt in seiner eigenen Firma, vertrieben werden könnten.

Ein sehr ernst zu nehmendes Thema ist auch das Versagen der Nachrichtendienste der USA, denen genügend Hinweise vorlagen um die Anschläge vom 11.9 zu verhindern. Dabei hatte vielleicht die schlimmsten Konsequenzen die mangelhafte oder manchmal sogar fehlende Kooperation zwischen den unterschiedlichen Nachrichtendiensten.

Hier sollte auch noch eine wichtige Figur erwähnt werden über die Wright berichtet: Ali Soufan. Er war einer der acht FBI- Agenten (an und für sich eine viel zu geringe Zahl!) die Arabisch sprachen.
Wer ist Soufan? Er ist libanesischer Abstammung und wurde zum Hauptuntersucher des Attentats welches im Okt. 2000 vor Jemen auf die USS Cole stattfand. (Details zu diesem Anschlag im hier angegebenem Link)

http://de.wikipedia.org/wiki/USS_Cole_(DDG-67)

Dabei entdeckte Soufan im Laufe seiner Nachforschungen eindeutige Spuren die zur Al-Qaida führten. Er fand auch noch heraus, dass ein Treffen in Malaysia schon in Januar 2000 stattgefunden hatte, die der Planung des erwähnten Anschlages diente. Zwei der Teilnehmern flogen dann weiter nach Los Angeles – da fand ein Treffen statt welches damals schon den Anschlag vom 11.9. vorbereitete.

Die CIA wurde darüber informiert, es wurden sogar wiederholt Hinweise der Agenten der CIA an die Zentrale weitergeleitet. Doch diese weigerte sich die wertvollen Hinweise dem FBI weiterzugeben.
Einige sehr wertvolle Mitarbeiter, unter ihnen auch Ali Soufan, haben dann ihren Dienst gekündigt, da ihre kompetenten Informationen gar nicht verwendet wurden.

Um den heutigen Zustand des FBI etwas konkreter zu machen: der jetzige Leiter der "Couterterrorism Division" im FBI ist ein gewisser Robert S. Mueller und dieser hat unter Eid zugegeben, dass ihm die Unterschiede zwischen Sunniten und Schiiten nicht bekannt sind. Schön!

Sogar die Amerikaner die aus arabischen Familien stammen und im Irakkrieg sich z.B. als Dolmetscher sehr bewährt haben, werden bei ihrer Rückkehr in die USA nicht in den Geheimdiensten eingesetzt, trotz ihrer Bewerbungen. Es werden alle über einen Kamm geschert: ein Muslim wird in den USA immer als Sicherheitsrisiko betrachtet.

Gruß

Miriam
 
AW: Al-Qaida, Osama bin Laden und einige Fehler der USA betreffend Terrorismus

Hier noch wie versprochen ein Auszug aus dem Buch von Lawrence Wright, welcher mir wichtig erscheint:

Al-Qaidas Blütezeit

Die Männer, die in den neunziger Jahren nach Afghanistan kamen, um sich von al-Qaida ausbilden zu lassen, waren keine Gescheiterten, und sie gehörten keinen gesellschaftlichen Randgruppen an. Als Gruppe entsprachen sie dem Modell der "beispielhaften jungen Ägyptern", die in den frühen achtziger Jahren die von dem Soziologen Saad Eddin Ibrahim untersuchten terroristischen Gruppen gebildet hatten. Die al-Qaida Rekruten gehörten mehrheitlich der Mittel- und Oberschicht an und stammten aus intakten Familien. Die meisten von ihnen hatten eine Hochschulbildung genossen, und auffällig viele von ihnen hatten Naturwissenschaften und Technik studiert. Die wenigsten hatten religiöse Schulen besucht - tatsächlich waren viele in Europa oder in den Vereinigten Staaten ausgebildet worden und sprachen fünf oder sechs Sprachen. Bei den meisten von ihnen gab es keine Hinweise auf psychische Störungen. Viele dieser jungen Männer waren nicht einmal besonders religiös gewesen, als sie sich dem Dschihad angeschlossen hatten.

Ihre persönlichen Geschichten waren komplexer und vielgestaltiger als jene der Vorgängergeneration, die gegen die Sowjets gekämpft hatten. Unter den früheren Mudschahidin waren viele Fachkräfte aus dem Mittelstand gewesen - Ärzte, Lehrer, Buchhalter, Imame -, die in Begleitung ihrer Familien nach Afghanistan aufgebrochen waren.
Bei den Dschihadis der neuen Generation handelt es sich eher um allein stehende junge Männer, unter denen auch Kriminelle waren, deren Kenntnisse in Fachgebieten wie Urkundenfälschung, Kreditkartenbetrug und Drogenhandel von Nutzen für die Organisation waren. Die erste Generation stammt überwiegend aus Saudi-Arabien und Ägypten, während viele Rekruten der neuen Generation aus Europa und Algerien kamen. Es gab praktisch keine Mitglieder aus dem Sudan, Indien, der Türkei oder Bangladesch, ja nicht einmal aus Afghanistan oder Pakistan.

Aus "Der Tod wird Euch finden", Kap. 18 - Seite 375

Lawrence Wright sprich hier eigentlich von drei Generationen.
 
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hallo, miriam!

danke für deine fleißarbeit!:blume1:

hat mich neugierig gemacht!

wieivel seiten hat das buch und wieviel kostet es so offiziell?
 
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hallo, miriam!

danke für deine fleißarbeit!:blume1:

hat mich neugierig gemacht!

wieivel seiten hat das buch und wieviel kostet es so offiziell?

Hallo Katze,

(auch wenn du nichtmehr bellst: du bleibst eine Katze!)

Das Buch hat ohne den vielen sehr nützlichen Anmerkungen oder Register die es ergänzen 466 Seiten, mit den Anhängen 543. Wenn ich mich richtig entsinne, kostet es 25 Euro.

Ich hoffe, dass du bemerkt hast, dass ich vor der Fleißarbeit auch einen Beitrag (leider zu lang!) hauptsächlich zur Person bin Laden geschrieben habe.

Liebe Grüße

Miriam

Vielleicht hat sich Besagter durch diesem Thread berufen gefühlt sich nun erneut zu Worte zu melden? :confused:
 
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hallo ihr alle, ich bin neu hier und habe mir eure beiträge durchgelesen.
bevor ihr mich jetzt kreuzigt sage ich, daß ich nur handschriftlich die
groß und kleinschreibung benutze.
meine erste frage an euch ist; warum soll OSAMA bin LADEN der draht-
zieher hinter dem anschlag vom 11. 9. sein ?
regel nummer 1 bei einem anschlag ist es doch, mit den vorhandenen
mitteln, die größtmögliche wirkung zu erzielen. bei der planung und der
ungeheuren logistik, wäre doch eine stunde später, die anzahl der toten
mindestens 20 fach gewesen.
warum wusste man schon am selben tag, wer dahintersteckt und dies
ohne bekennerbrief ?
wer hatte von dem anschlag den größten nutzen gezogen ?
warum sagte M. ALBRIGHT, die ex außenministerin 10 monate vor dem
anschlag wörtlich "wir können derzeit keinen krieg im nahen osten führen,
denn das volk ist NOCH nicht bereit dafür". ?????????
 
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