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50 Jahre Weltraumfahrt

Hartmut

Well-Known Member
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15. August 2005
Beiträge
3.007
Vor 50 Jahren, am 4. Oktober 1957, begann das Zeitalter der Weltraumfahrt.

Nicht wie erwartet die USA, sondern die Sowjetunion schickte den ersten künstlichen Himmelskörper in eine Erdumlaufbahn. Der „Sputnik“ („Begleiter“), eine Aluminiumkugel von 58 cm Durchmesser und 83,6 kg Gewicht umrundete in jeweils 108 Minuten die Erde. Das „Piep-piep-piep“ seines Senders konnte nicht nur von Funkamateuren empfangen werden, sondern war überall auf der Erde am Radiogerät zu hören, und die glänzende Kugel war in der Dämmerung sogar mit blossem Auge zu erkennen:

http://www-lenya.nzz.ch/nzz/online/movies/sputnik-sound.wav

Nach 96 Tagen im All und mehr als tausend Erdumrundungen verglühte „Sputnik 1“ in der Erdatmosphäre.

Die USA waren durch den Start des Sputnik schockiert. Zum einen war der Nimbus der technischen Überlegenheit der Amerikaner zerstört, und zum anderen war das Paradigma der Unverwundbarkeit dahin. Plötzlich fühlte man sich nicht mehr sicher. Man tröstete sich damit, dass man den Vorsprung der Russen rasch aufholen würde. Doch es dauerte noch etwa vier Monate, bis der erste amerikanische Satellit, „Explorer 1“ (13,5 kg Gewicht), ins All gebracht wurde (31. Januar 1958). In der Zwischenzeit hatte die Sowjetunion „Sputnik 2“ mit der Hündin Laika an Bord gestartet (3. November 1957).

Im ersten Jahrzehnt nach dem Start von „Sputnik 1“ behielt die Sowjetunion die Nase vorn im Wettlauf mit den USA:

- Oktober 1959: Die sowjetische Sonde „Lunik 3“ liefert erste Bilder von der Rückseite des Mondes.
- 12. April 1961: Jurij Gagarin ist der erste Mensch im All.
- August 1961: German Titow umkreist 17mal die Erde
- Februar 1966: Die sowjetische Sonde „Luna 9“ landet weich auf der Mondoberfläche.

Im Februar 1962 startet der erste Amerikaner ins All. Ende der 1960er Jahre nähert sich das 1961 begonnenen amerikanische „Apollo“-Programm seinem Ziel, der Landung der ersten Menschen auf dem Mond. Im Dezember 1968 verlassen US-Astronauten mit dem Raumschiff „Apollo 8“ erstmals das Schwerefeld der Erde, umkreisen den Mond und kehren zur Erde zurück. Am 20. Juli 1969 setzt die Landefähre „Eagle“ von „Apollo 11“ weich auf der Mondoberfläche auf.

Nicht nur der Erdmond, sondern auch die Nachbarplaneten Venus und Mars wurden Ziel von Weltraummissionen. 1971/1972 umkreist die US-Sonde „Mariner 9“ den Mars und kartografiert die Marsoberfläche. Im Oktober 1975 landet die sowjetische Sonde „Venera 9“ weich auf der Oberfläche der Venus und funkt von dort Bilder zur Erde. Im Juli und September 1976 landen amerikanische „Viking“-Sonden auf dem Mars und übertragen Panoramabilder. Viele neue Erkenntnisse über die Planeten jenseits des Mars – Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun – brachten die beiden im August/September 1977 gestarteten amerikanischen „Voyager“-Sonden. Sehr spektakulär war auch die Cassini/Huygens-Mission, die im Januar 2005 mit der Landung einer Sonde auf dem Saturnmond Titan endete und die uns Informationen über eine exotische Welt mit Methanmeeren lieferte.

Man könnte noch viel über die zurückliegenden 50 Jahre Weltraumfahrt, in denen etwa 6’000 Satelliten gestartet wurden, berichten. Wichtig scheint mir, dass die Weltraumfahrt, die anfangs stark militärisch und propagandistisch motiviert war, auch beträchtlichen Nutzen für das Leben auf der Erde gebracht hat. Navigationssignale aus dem All (GPS) machen den Flug-, Schiffs- und Autoverkehr sicherer und ermöglichen Live-Sendungen aus Übersee. Ohne die Meteo-Satelliten gäbe es keine zuverlässige Wettervorhersage. Satelliten werden zu sog. „Öko-Wächtern“, welche das Abholzen der Tropenwälder und das Abschmelzen der Gletscher fotografieren. Die Raumfahrttechnik hat auch zur Entwicklung von Materialien geführt, die in den menschlichen Alltag Eingang fanden (spezielle Klebstoffe, Beschichtungen usw.).

Mit dem neu eröffneten Thread möchte ich die Diskussion aller Aspekte der Weltraumfahrt anregen.

Gruss
Hartmut
 
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AW: 50 Jahre Weltraumfahrt

Als alter Raumfahrt- und Weltall-Begeisterter hoffe ich zwei Dinge:
  • dass die Menschheit weiter an dem alten Traum festhält, zu fremden Welten zu reisen
  • dass noch zu meinen Lebzeiten Raumfahrt für Touristen zu erschwinglichen Preise möglich wird (auch wenn es nicht sehr wahrscheinlich ist, aber Hoffnung bleibt Hoffnung)
 
AW: 50 Jahre Weltraumfahrt

Der Mond ist wieder im Visier der Raumfahrtnationen!

Am 14. September 2007 hat Japan, eine der neuen Raumfahrtnationen, die Mondsonde „Selene“ gestartet. Mit einer Masse von drei Tonnen ist sie die aufwändigste Mondsonde seit der Ära der Apollo-Missionen. Sie soll am Mittwoch, 3. Oktober 2007 am Mond ankommen.

Am 29. September hat sie aus 110 000 Km diese Aufnahme unseres Heimatplaneten Erde geknipst:

http://www.jaxa.jp/press/2007/10/img/20071001_kaguya.jpg

In 2400 km sowie in 800 km Höhe über dem Mond soll die Muttersonde jeweils einen kleinen Satelliten abstossen. Selene selbst begibt sich dann in eine Umlaufbahn um den Mond in 100 km Höhe. Die Sonde soll räumliche Bilder der Mondoberfläche liefern und die Zusammensetzung des Mondbodens messen. Mit einem Laserstrahl soll die Oberfläche abgetastet werden, um eine Höhenkarte zu erstellen.

Der voraussichtlich nächste Start wird in Indien erfolgen. Im Frühjahr 2008 will das Land seine Mondsonde „Chandrayaan 1“ (525 kg) starten.

Im Oktober 2008 kehrt dann die NASA zur Mondforschung zurück. Ihr „Lunar Reconnaissance Orbiter“ soll in 30 bis 50 km Höhe über dem Mond kreisen, so dass die Kamera noch Details bis zu einem Meter Durchmesser aufnehmen kann. Gleichzeitig soll eine zweite Sonde namens „LCROSS“ (Lunar Crater Observation and Sensing Satellite) zum Mond fliegen, um dann aus ihrer Umlaufbahn ein Geschoss von zwei Tonnen Masse abzuwerfen, das im Bereich des Mond-Südpols einschlagen soll. Das dadurch bis in 60 km Höhe aufgewirbelte Material soll von der Muttersonde analysiert werden.

Die Chinesen wollen Ende 2008 ihre Sonde „Chang’e 1“ zum Mond schicken.

Na, erfreut das nicht alle Raumfahrtbegeisterten?

Gruss
Hartmut
 
AW: 50 Jahre Weltraumfahrt

Hallo!

Ich war damals 18 Jahre alt und die Medien in der DDR feierten dieses Ereignis geradezu bombastisch. Ich kann mich noch erinnern, dass ich dachte: Hoffentlich werden die Erkenntnisse aus dieser neuen technischen Möglichkeit nicht wieder zu einem Wettrüsten und zu einem dritten Weltkrieg führen.

Verzeiht mir, aber das waren schlichte Gedanken einer DDR-Jugendlichen.Auch gehören sie hier gar nicht her.... in Wissenschaft und Technik ...

PS: das Pip-pip-pip habe ich auch noch im Ohr und die Menschenmengen, die auf den Straßen an den ersten Abenden mit offenem Munde in den Himmel glotzten ...
 
Zuletzt bearbeitet:
AW: 50 Jahre Weltraumfahrt

Ich war damals 18 Jahre alt ...

... und ich war 13, Marianderl, und dachte noch kaum politisch. Aber faszinierend war der Sputnik schon, auch wenn er über keine wissenschaftlichen Instrumente verfügte und nur "piep-piep-piep" sagen konnte.

ich dachte: Hoffentlich werden die Erkenntnisse aus dieser neuen technischen Möglichkeit nicht wieder zu einem Wettrüsten und zu einem dritten Weltkrieg führen.

Tatsächlich war es so, dass die Weltraumfahrt aus dem Wettrüsten hervorgegangen ist. Sowohl die USA als auch die UdSSR wollten zuallererst interkontinentale ballistische Raketen entwickeln, um ihre Kernwaffen an jeden Punkt der Erde befördern zu können.

Die UdSSR hatte 1957 die interkontinentale Rakete R-7 mit einer Reichweite von ca. 8'000 km entwickelt. Weil aber die Attrappe des Sprengkopfes verglühte, gab es eine Verzögerung beim Testen der Rakete. Der sowjetische Chefingenieur Koroljow nutzte diese Chance und setzte in der Eile an Stelle des Sprengkopfes die nunmehr berühmte Alukugel "Sputnik 1" ein.

Obwohl die Menschheit im Herbst 1961 ("Kubakrise") nahe an einem dritten Weltkrieg war, ist es zum Glück nicht dazu gekommen.

... das waren schlichte Gedanken einer DDR-Jugendlichen. Auch gehören sie hier gar nicht her.... in Wissenschaft und Technik ...

Ich meine, dass sie doch in diesen Thread gehören.

Gruss
Hartmut
 
AW: 50 Jahre Weltraumfahrt

Am 14. September 2007 hat Japan, eine der neuen Raumfahrtnationen, die Mondsonde "Selene" gestartet ... Sie soll am Mittwoch, 3. Oktober 2007 am Mond ankommen.

Am 5. Oktober 2007 hat "Selene" eine stark elliptische Mondumlaufbahn erreicht. Der mondnächste Punkt ist 101 km und der mondfernste Punkt ist 11'741 km von der Mondoberfläche entfernt. Die Umlaufzeit beträgt 16 h 42 min.

In der Pressemitteilung heisst es:

"The satellite is confirmed to be in good health".

Na denn Prost auf die Gesundheit von "Selene" bzw. "Kaguya"! :sekt:

Gruss
Hartmut
 
AW: 50 Jahre Weltraumfahrt

Am 5. Oktober 2007 hat "Selene" eine stark elliptische Mondumlaufbahn erreicht. Der mondnächste Punkt ist 101 km und der mondfernste Punkt ist 11'741 km von der Mondoberfläche entfernt. Die Umlaufzeit beträgt 16 h 42 min.

Hallo Freunde,

zwecks Überprüfung der Bahndaten - und der Funktionstüchtigkeit meiner grauen Zellen :) - habe ich aus den genannten Daten (und dem Mondradius) die Masse des Mondes berechnet und mit der Literatur (Unsöld/Baschek) verglichen.

Ich erhielt eine Mondmasse von 7.345E+22 kg. Das stimmt recht gut mit dem von Unsöld/Baschek angegebenen Wert von 7.164E+22 kg überein.

Freude herrscht bei
Hartmut
 
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AW: 50 Jahre Weltraumfahrt

Da unterstellst du wohl schon einen regelrechten Weltraumtourismus, scilla? :)

Im Ernst: Welche Schädigungen erwartest du denn? Das effektivste Treibstoffgemisch (Wasserstoff + Sauerstoff) produziert doch nur Wasser!

Gruss
Hartmut

ja, denn im gegensatz zu wasserstoffmotoren in autos, bei denen wasserstoff mit luft verbrannt wird, wird hier bei raketen wasserstoff mit reinem sauerstoff umgesetzt
es fehlt der stickstoff, der sonst mit sauerstoff zu stickoxiden reagieren kann
allerdings ist mir neu, dass wasserstoff/sauerstoff das effektivste gemisch sein soll

generell kann aber getrost behauptet werden, dass der verkehr in den weltraum wohl nie so stark sein wird, dass er relevante globale auswirkungen durch umweltverschmutzung zeigen könnte (die milliarde autos und die tausende flugzeuge, die täglich herumflitzen würden weit mehr einfluss haben, auch wenn täglich eine große rakete gen himmel geschickt würde)

lg,
Muzmuz
 
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